Das Straßenbild

Die Reklamerezension. Heute: Nie wieder verlottern dank der Hellweg- Profi-Baumärkte!

Gehen Sie auch so ungern in Baumärkte? Kilometerlange Gänge nur mit Spachtelmasse. Oder mit Bohrmaschinen. Und nirgendwo freundliche Verkäufer, die einem wenigstens grob die Richtung zeigen könnten. Erwischt man doch einen der meist männlichen, meist hyperbeschäftigt wirkenden Angestellten und traut sich auch, ihn anzusprechen, wird man meist schmallippig beschieden: „Rechts hinter den Abbeizern.“ Um als Kunde hier ernst genommen zu werden, muss man „vom Fach“ sein. Deshalb auch die warnende Bezeichnung „Profi-Baumarkt“.

Umso sympathischer, dass sich die Firma Hellweg („neunmal in Berlin und Umgebung“) neuerdings der praktizierten Lebenshilfe verschrieben hat – mit einer Plakataktion gegen das Verlottern. Denn so eine kleine Verwahrlosung hat sich schnell eingeschlichen: Fünf Tage den Abwasch nicht gemacht? Zwei Wochen das Klo nicht geputzt? Einen Monat das Altpapier nicht weggebracht? Und schon ist aus einer routinemäßigen reproduktiven Tätigkeit ein Berg geworden, den man am liebsten nie wieder erklimmen möchte. Geht es jetzt nicht noch ein paar Tage ohne? Hier lauert die Gefahr, und sie lauert nicht etwa nur auf Hardcore-Prolls. Vor allem erwerbstätige Alleinstehende sind von der „Scheißegal“-Haltung bedroht: wenig Zeit, wenig Sozialkontakte. Und ist die Wohnung erst einmal auf den Hund gekommen, lässt niemand mehr gern Gäste ein. Ein Teufelskreis!

Wie wunderbar, dass die Hellweg-Profi-Baumärkte hier ihre Lebensklugheit weitergeben: Entweder, bläuen sie den BerlinerInnen ein, Sie machen jetzt klar Schiff – oder Sie müssen zumindest wieder unter Leute gehen. Pädagogisch wertvoll! REINHARD KRAUSE