Breitensport für Verrückte

20.000 Menschen laufen jedes Jahr in Hamburg einen Marathon – doch den richtigen Kick holen sich Sportverrückte beim Ironman. Eine abgespeckte Version für jedeN gibts im Stadtpark

von SILKE SCHLICHTING

„Das ist doch mal eine Herausforderung“, dachte sich Heiko Hilse, als er die Bilder vom Ironman auf Hawaii im Fernsehen sah. Nach drei Marathonteilnahmen hatte sich in die Lauflust des 28-Jährigen eine gewisse Langeweile eingeschlichen. Dreimal in der Woche läuft er an der Alster – der Stadtpark ist ihm „ein bisschen zu klein“ –, vor einem Marathon sogar sechsmal. „Laufen ist meine Leidenschaft – meine Freunde halten mich alle für ein bisschen verrückt deswegen.“

In diesem Jahr trainiert Hilse erstmals leidenschaftlich für ein neues Ziel: den Triathlon. Zum Einstieg hat er sich für den dritten „Jedermann Triathlon“ am 22. Juni im Stadtpark angemeldet. Im vorigen Jahr war er als Helfer dabei, jetzt will er selbst den Sprung ins kalte Wasser wagen: 500 Meter Schwimmen, 20 Kilometer auf dem Rad und vier Kilometer Laufen sind zu bewältigen. Das ist doch Pillepalle, mögen manche jetzt denken. Doch Hilse hat im letzten Jahr selbst gesehen, „wie einige in ziemlichen Schlangenlinien“ fuhren, weil sie mit vom Schwimmen weichen Beinen aufs Fahrrad steigen mussten.

Die Idee, nach einem sehr ausgedehnten Bad – die Profis schwimmen 3,86 Kilometer – auch noch 180 Kilometer Rad zu fahren und quasi zum Auslaufen einen Marathon hinzulegen, ist eine klassische Schnapsidee: Einige Mitglieder des Waikiki Swim Clubs saßen im Jahre 1977 bei einem Gläschen zusammen, als die Frage: „Wer sind die tollsten Athleten im ganzen Land?“ aufkam: die Teilnehmer des „Waikiki Rough Water Swim“, des „Around Ohahu Bicycle Race“ oder des „Honolulu Marathon“? Am 18. Februar 1978 toppten 15 eisenharte Männer diese Frage: Sie veranstalteten den ersten Triathlonwettbewerb auf Hawaii.

Bis dahin ist es für Hilse noch weit. Für ihn gilt es jetzt, verstärkt die schwächste Disziplin, das Schwimmen, zu trainieren. Auch seine Ernährung hat der gebürtige Schweriner umgestellt. „Auf Schokolade zu verzichten, das fällt mir am schwersten.“ Seine Mutter wird‘s freuen, dass er wenigstens nicht auf das „Grundnahrungsmittel“ Nutella verzichtet, „die findet mich nämlich viel zu dünn“. Hilse will diese Meinung nicht teilen, im Gegenteil: „Auf meine Beine bin ich eigentlich ein bisschen stolz.“

Die will Hilse beim „Holsten City Man“ im September auch schon wieder zeigen und die Strecken auf olympisches Niveau (1,5/40/10) erhöhen. Und seinem „Traum“ Ironman noch ein Stückchen näher kommen.