Berliner Flugschau

Auf der Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) schmiedeten die Aussteller hinter den Kulissen an Rüstungsaufträgen

BERLIN taz ■ Es war eine Schau der technischen Superlative. 340 Fluggeräte am Boden und in der Luft zu bewundern, so viele wie auf keiner anderen Luftfahrtmesse weltweit, das zog die Menschen an. Über 200.000 Besucher kamen bis gestern nach Berlin-Schönefeld, und amüsierten sich im Rumpf des Airbus A 340-600, dem größten bislang in Europa gebauten Passagierflugzeug. Für eine weitere Attraktion sorgte das Modell eines künftigen unbemannten Raumgleiters unter dem Namen Phoenix und ein neuartiges Segelflugzeug, genannt Eta.

Doch hinter den Kulissen ging es bei der ILA-Luftschau um handfeste wirtschaftliche und militärische Interessen. Der Bundesverband der Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI) machte keinen Hehl aus der Forderung, die Bundesregierung habe die Ausgaben für militärische Forschung und Entwicklung massiv zu erhöhen, um bei Zukunftstechnologien künftig mit den Amerikanern mithalten zu können. Darüber hinaus sei eine engere Koordinierung der „militärischen Aktivitäten“ in Europa notwendig.

Im Klartext: Mehr Geld für die Bundeswehr, mehr Aufträge an die Rüstungsindustrie. Wer diese Pläne allerdings bezahlen soll, darüber wurde Stillschweigen geübt. Bezeichnenderweise verzichtete Verteidigungsminister Rudolf Scharping auf einen Besuch auf der ILA und auch die Bundesregierung hielt sich bedeckt, wie es mit der heimischen Luftfahrtindustrie bestellt sei.

Während amerikanische Firmen in Berlin-Schönefeld kaum vertreten waren, nutzten die Russen die ILA, um sich ins Gespräch zu bringen. Schon vor Beginn der Luftschau war durchgesickert, dass Airbus ausgerechnet in Moskau Hilfe für den Bau seines neuen Militärtransporters A 400 M suche. Die firmeneigenen Ingenieurkapazitäten reichten nicht aus, um zeitgleich den Militärtransporter und den zivilen Großraumjet A 380 zu entwickeln. Die Konstruktion des A 400-Fahrwerks soll demnach an russische Firmen abgetreten werden und wohl auch der Bau der Triebwerke, weil westliche Unternehmen noch nie Propellerturbinen in einer solchen Stärke gebaut haben, wie sie für den A 400 M benötigt werden.

Bizarr an dem deutsch-russischen Deal ist der Umstand, dass noch vor einigen Jahren die Moskauer Rüstungskonzerne von den gleichen Managern, die heute die Russen loben, als unzuverlässig und wirtschaftlich nicht überlebensfähig eingestuft wurden. Selbstbewusst erklärten denn auch russische Firmenvertreter auf der ILA, man arbeite außerdem an der Weiterentwicklung von MIG-Kampfjets und erwarte noch so manchen „Großauftrag von westlichen Partnern“. ROLAND HOFWILER