strübel & passig
: Hilfe zur Selbsthilfe

Es wird ja immer viel Hässliches und Nutzloses prophezeit für die nähere Zukunft: Tapeten, die sich der Laune ihres Besitzers farblich anpassen, Kühlschränke, die selbsttätig den Kammerjäger rufen und Waschmaschinen, die die getragene Unterwäsche heimlich bei eBay anbieten.

Was jedem normalen Menschen aber schmerzlich fehlt, taucht in diesen Szenarien nicht auf: Liebe Forschungs- und Entwicklungsabteilungen, lassen Sie mich kurz darlegen, wofür wir wirklich unser linkes Bein oder andere zur Mausbenutzung nicht unbedingt erforderliche Körperteile geben würden.

Erstens: Ein handliches, transportables Googlegerät, mit dem man die leidigen Diskussionen am Kneipentisch „Wie heißt noch gleich dieser eine Film mit dem knusprigen blonden Buben und dem, der auch das verkleidete Kindermädchen gespielt hat?“ schnell und ohne Umstände beenden kann.

Zweitens: Eine Suchfunktion über den Inhalt der Wohnung. Hilfreich wäre in diesem Zusammenhang auch die Möglichkeit, Verknüpfungen einzurichten – sucht man den Hausschlüssel immer an den zehn gleichen Stellen, sollten sich dort jeweils Links auf den Hausschlüssel befinden. Frl. Strübel wünscht sich zudem für ihren Kleiderschrank einen Filter, der alles, was nicht mehr passt, unaufgefordert ins Verzeichnis /passig verschiebt.

Drittens: Tooltipps. Davon kann man gar nicht genug haben. Sicher bin ich nicht die Einzige, die durch schlechte Gesichtererkennungsfähigkeiten am Verstehen der meisten Filme gehindert wird. „Was? Wer ist der denn jetzt?“, fragen wir alle paar Minuten hilflos und wünschen uns, mit irgendeiner Eingabemetapher, noch lieber aber einfach mit dem Blick kurz auf dem Darsteller verharren zu können, sodass sich ein kleines Infofenster öffnet: „Das ist der Bruder von dem, der gleich am Anfang erschossen wurde.“

Auch im Bett mit fremden Menschen wäre es nicht unvorteilhaft, wenn bei Bedarf kleine „Ja, da!“ oder „Dies ist keine erogene Zone“-Hinweise erschienen. In schweren Fällen könnte sogar einer der unbeliebten Windows-Assistenten weiterhelfen: „Anscheinend möchten Sie einen potenziellen Sexualpartner ansprechen. Brauchen Sie Hilfe?“

Die Hilfestellungen, die man in Adventures bekommt, sollten nach Möglichkeit ebenfalls ins richtige Leben integriert werden. Wenn man sich anschickt, mit jemandem zu sprechen, der nichts zu sagen hat, soll man darauf aufmerksam gemacht werden. Wenn man ratlos vor Bücherregalen steht, sollte über dem einzigen hilfreichen Titel eine kleine Hand erscheinen. Und wenn sich das Leben hin und wieder zwischenspeichern ließe, könnte man auch mal was wagen und müsste nicht immer ängstlich auf dem Sofa rumhängen.

Über den Köpfen der Kollegen sollte wie beim „Siedler“-Spielen ihre Produktivität in Prozent angezeigt werden – nur so zum Trost, damit man sehen kann, dass dort auch nur einstellige Zahlen auftauchen. Ein paar einfallsreichere Bildschirmschoner als immer nur Wolken und Vogelschwärme würden sich am Himmel ganz gut machen.

Und dann brauchen wir Scanner, die Grippeviren binnen Minuten aus dem eigenen System entfernen, einen „God Mode“ im Alltag sowie Sitemaps für fremde Städte … nein, doch nicht, die gibt's ja schon. KATHRIN PASSIG

kathrin@kulturindustrie.com