Väter sollen glücklich sein – mit Job und Kind

Immer mehr Männer wollen sich an Kindererziehung beteiligen. Zum Tag der Familie das alte Problem: „Väterförderung“ gibt’s kaum

BERLIN taz ■ Der zweieinhalbjährige Robert weiß, dass Papa es morgens eilig hat. „Papa muss arbeiten“ das sagt der Vater geduldig bis energisch, aber Robert hat wohl irgendwas nicht verstanden. Noch zwölf Minuten bis zum Bus, der pünktlich fährt. Wäre zu schaffen – wenn der Knirps bloß nicht mit seinem Müsli trödeln würde. Zwölfeinhalb Minuten später ist der Bus weg, das Müsli halb aufgegessen und der Papa völlig mit den Nerven am Ende. Wieder zu spät, wieder spöttische Blicke der Kollegen.

Immer mehr Väter wünschen sich, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. 70 Prozent aller deutschen Väter sehen sich Umfragen zufolge als Erzieher ihrer Kinder – sie wollen die Kindererziehung nicht den Frauen allein überlassen. Das ist freilich weder bei den kleinen Roberts angekommen noch bei der Arbeitswelt. Personalverantwortliche sollten den Papas helfen, Familie und Beruf zu vereinbaren. Das forderte Ralf Puchert gestern, am internationalen Tag der Familie. Puchert ist von Dissens, einem Verein, der sich mit Geschlechterfragen beschäftigt. Pucherts Thema heißt „aktive Väterförderung“. Für Roberts Papa hieße das: „Die Arbeitszeit muss flexibler gestaltet werden“ – dann darf der Filius gern mal trödeln.

Wunsch und Wirklichkeit aber klaffen immer noch auseinander. Nur 2 Prozent der Väter nehmen Erziehungszeit, weitere 2 Prozent arbeiten Teilzeit. Puchert: „In den meisten Fällen verdienen Männer besser. Da liegt es näher, dass die Frau zu Hause bleibt.“ Puchert forderte deshalb eine Abschaffung des Ehegattensplittings und die Einführung eines Erziehungsgehaltes.

Die gute Nachricht zum Schluss: Väterförderung macht Väter glücklich. Männer hätten eine höhere Lebenszufriedenheit, weiß Puchert – sofern ihnen ihr Umfeld die Chance gibt, sich aktiv an der Erziehung zu beteiligen. ANGELIKA HENSOLT