Kurdische Kosmopoliten

Die Musik der Migration: „Kurdish-European Sounds & Songs“ im Haus der Kulturen

Heute ab 19.30 Uhr im Haus der Kulturen der Welt, John-Foster-Dulles-Allee 10, Tiergarten. Tickets: 39 78 71 75

Kurdische Kultur ist zu einem guten Teil eine Kultur des Exils, das gilt auch für die Musik: Weil die Entfaltungsmöglichkeiten in allen Ländern, in denen Kurden leben, durch Sprachverbote und andere Restriktionen, stets eingeschränkt waren, hat sich Europa zum wichtigen Experimentierfeld für neue musikalische Ausdrucksformen entwickelt. Und kurdische Musiker, die sich im Ausland niedergelassen haben, waren oft kreativ im Beschreiten neuer Wege – auch wenn ihnen ihr Publikum da nicht immer folgen wollte: Manche mögen’s lieber traditionell.

In Deutschland leben besonders viele Kurden, ob ausgewandert oder geflüchtet, trotzdem findet kurdische Musik hierzulande nur selten ein Publikum außerhalb politisch orinentierter Veranstaltungen. Die studentische „Kurdistan AG“ an der FU Berlin bemüht sich schon seit zehn Jahren, kurdischer Kultur ein neues Forum zu eröffnen, sie hat Tagungen organisiert und vor Jahren schon einmal ein kurdisches Musikfestival: Damals gaben sich die großen Namen der kurdischen Diaspora wie Sivan Perver und Ciwan Haco die Ehre. Diesmal steht die Initiative hinter einem Konzert, das die Grenzgänger der kurdischen Exilszene ins Blickfeld rückt: So wie Sener Yildiz etwa, geboren und aufgewachsen in der Türkei. Seit zwei Jahren lebt der 26-jährige als Student in Hamburg, in seinen Kompositionen mischt sich Kurdisches in das Pop und Rock-Esperanto. Gani Mirzo wiederum stammt aus Syrien und lebt seit Anfang der Neunzigerjahre in Barcelona, wo er Musik studiert und mit spanischen Mitstreitern eine Band gegründet hat. In Spanien konnte er sich bereits einen Namen machen, kreuzt er doch in seinen instrumentalen, sehr rhythmischen Kompositionen Motive der kurdischen Folklore mit denen der andalusischen, mit Flamenco und Jazz. Und ebenfalls aus Syrien stammt Abbas Ahmed, der seit fünf Jahren in Münster lebt und mit seinem neunköpfigen Ensemble durch kurdische Rhythmen, Reggae und sogar rockige Balladen streift: Kurdische Kosmopoliten allesamt, die so noch nie zu hören waren.