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Blaualgen-Blues

Die Umweltbehörde findet den Vorschlag, vorübergehend Badestellen an der Alster einzurichten „hervorragend“, muss ihn aber noch prüfen

Von GERNOT KNÖDLER

Die Wiedereroberung der Flüsse durch ihre Nachbarn ist in eine neue Phase eingetreten: Erstmals muss sich die Umweltbehörde mit einem konkreten Vorschlag befassen, der regelmäßiges Baden in der Alster ermöglichen soll. Hunderte von Hamburgern könnten dann am eigenen Leib erfahren, dass sich die Anstrengungen zum Umweltschutz in den vergangenen Jahrzehnten gelohnt haben.

Wie berichtet, hat sich die Bezirksversammlung Nord mit einer Mehrheit aus GAL und SPD dafür ausgesprochen, drei befristete Badestellen einzurichten: an der Fernsicht, am Schwanenwik und an der Alsterkrüger Kehre. Dafür solle jeweils ein Steg ins tiefe Wasser gebaut und für Kinder ein kurzer Strand aufgeschüttet werden. Ein dauerhafter Badebetrieb „mit der Infrastruktur eines Freibades“ sei „ausdrücklich unerwünscht“.

Die beiden Fraktionen ziehen die Konsequenz aus der Verbesserung der Wasserqualität der Alster. Seit einigen Jahren erreicht sie die Gewässergüteklasse II, so dass, wer dort badet, nicht mehr seine Gesundheit aufs Spiel setzt. 30 Fischarten seien in der Außenalster zu finden, sagt Behördensprecher Volker Dumann, „was für ein derartig hoch genutztes Gewässer einfach revolutionär ist“. Lediglich wenn die Wassertemperatur über mehrere Tage 20 Grad und mehr beträgt, kommt es zu biologischen Problemen. Dann blühen giftig die Blaualgen. In dem gelb-blau-grün fluoreszierenden Mus würde aber ohnehin keiner baden, vermutet Dumann.

Auch ohne Algen könnte es Konflikte mit den Bade-Vorschriften des Bundes und der EU geben, weil sie eine Sichttiefe von mindestens einem Meter fordern, um die Rettung Ertrinkender zu erleichtern. Dem für September geplanten Alster-Triathlon stehe aber nichts entgegen, versichert Dumann – sofern bei der routinemäßigen Überprüfung der Wasserqualität vor dem Wettbewerb keine Probleme bekannt würden. Was sich nicht ereignen dürfte, wäre ein Platzregen, der Mischsiele überlaufen lassen und die Fäkalien aus ihrer Bahn zum Klärwerk in den Fluss schwemmen würde.

Die Badestellen einzurichten, würde dagegen besondere Schwierigkeiten mit sich bringen: Weil die Alster und ihr Ufer schon für so viele Freihzeit-Aktivitäten genutzt werden – zum Segeln, Rudern, Joggen und Grillen – würde jede neue Nutzung zu Lasten der bestehenden gehen. „Der Kuchen“, sagt Dumann, „ist bereits verteilt.“

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