Enduring Protests

PDS-Abgeordnete entrollten Protestplakate – und entsetzten ihre Führung. Zuvor waren Cowboys und Cowgirls durch Berlin geritten

BERLIN taz ■ Drei PDS-Abgeordnete haben ihre Parteiführung massiv verärgert. „Mr. Bush + Mr. Schröder stop your wars“ – so stand es auf ihrem Transparent, das sie während der Rede des amerikanischen Präsidenten im Bundestag entrollten. PDS-Fraktionschef Roland Claus sah sich daraufhin genötigt, sich bei Bush persönlich während eines internen Treffens mit den Fraktionsvorsitzenden zu entschuldigen. Aber der Präsident reagierte so gelassen wie auf alle Proteste bisher: „Die Demokratie hält das aus.“ Weniger gelassen zeigte sich Berlins Bürgermeister Wowereit, der im Stadtstaat mit der PDS koaliert: „Dumm und kindisch“ nannte er die Aktion.

Noch fantasievoller war gestern der Protest von mehr als 2.000 Cowboys und Cowgirls am späten Nachmittag. Unter dem Motto „Kuhtreiber statt Kriegstreiber“ ritten sie im „großen Treck gegen den Texaner und seinen Steigbügelhalter Colored Hair Schröder“ durch Berlin-Mitte. Dafür hatten sie ihre Fahrräder zu Pferden umkostümiert.

Vorher hatten schon knapp tausend linke Gegner des Staatsbesuchs den Bahnhof Alexanderplatz besetzt, umringt von Polizisten in Kampfanzügen. „Reclaim the streets“ hieß das Motto; viele der jungen Leute hatten Trillerpfeifen dabei oder klopften auf Topfdeckel.

Die Polizei hatte 10.000 Beamte aufgeboten; allerdings kam es während der drei Protesttage kaum zu Auseinandersetzungen. Einzig am Mittwochabend war es nach der Großdemonstration der „Achse des Friedens“ mit rund 50.000 Teilnehmern zu Scharmützeln gekommen. Vermummte verbrannten eine US-Fahne, vereinzelt flogen Flaschen. Daraufhin pflügten behelmte Polizisten unter „Haut ab!“-Rufen durch die Menge. Es gab Verletzte auf beiden Seiten.

Gegen halb zwölf Uhr nachts räumte die Polizei mit Wasserwerfern und trieb die verbliebenen Demonstranten Richtung Alexanderplatz, wo Randalierer zahlreiche Scheiben einwarfen. Die Polizei wies gestern die Schuld an den Ausschreitungen „erlebnisorientierten Jugendlichen“ zu. Ein Sprecher der „Achse des Friedens“ warf der Polizei dagegen vor, übermäßig hart vorgegangen zu sein. Die Polizisten hätten friedliche Demonstranten „in Hysterie versetzt“.

BD/JR/MAX/UH