Rückmarsch in die Kaserne

Koloniales Askari-Relief aus der Nazi-Zeit soll im Tansania-Park in Jenfeld wieder aufgestellt werden. Die Kulturbehörde gibt Geld dazu, soldatische Traditionsverbände sind von der Idee begeistert

von HEIKO MÖHLE

Marschieren gehört zum Soldatendasein, auch wenn der Soldat aus Terracotta geformt ist. Für die fünfköpfige Figurengruppe eines deutschkolonialen Kriegerdenkmals – vier ostafrikanische Askari-Soldaten und ihr weißer Offizier – führt der Marsch jetzt zurück auf das Gelände der ehemaligen Jenfelder Lettow-Vorbeck-Kaserne. Dort soll das 1939 geschaffene „Askari-Relief“ ab September im so genannten Tansania-Park stehen und gemeinsam mit Tansanias Expo-Pavillon für Völkerverständigung werben.

Für die Terracotta-Soldaten geht damit eine dreijährige Odyssee durch Hamburg zu Ende, doch die politische Auseinandersetzung über den Umgang mit den Kolonialdenkmälern hat erst begonnen – zum Beispiel heute auf einer Fachtagung der Vereinigung der AfrikanistInnen in Deutschland (VAD) an der Hamburger Universität.

Im August 1939, wenige Wochen vor Kriegsbeginn, hatten die Nationalsozialisten in Jenfeld das Askari-Denkmal eingeweiht und die Jenfelder Kaserne nach dem Reichswehr-General Paul von Lettow-Vorbeck benannt. 60 Jahre überdauerten das Askari-Relief, das Schutztruppendenkmal und der Kasernenname unbeschadet von alliierten Fliegerbomben, studentischen Denkmalstürmern und autonomen Farbbeuteln. Als die Bundeswehr, die das Gelände von der Wehrmacht übernommen hatte, 1999 die Kaserne verließ, war Hansjürgen Prahl zur Stelle. Der Vorsitzende des „Bundes für Denkmalerhaltung“, bekannt durch seinen Einsatz für das 76er-Denkmal am Stephansplatz, ließ das Askari-Denkmal abmontieren. Im Garten des Marine- und Schiffahrtsmuseums von Vereinskamerad Peter Tamm sollte es zwischen Flakgeschützen und Kanonenbooten einen würdigen Platz finden.

Doch Prahl hatte die Rechnung ohne Horst Junk vom Kulturverein Jenfeld gemacht. Der forderte vehement die Rückgabe „unseres Jenfelder Askari-Denkmals“. Dass er damit Erfolg hatte, ist wohl nicht zuletzt Bausenator Mario Mettbach (Schill) zuzuschreiben. Der gebürtige Jenfelder und ehemalige Berufssoldat hatte sich für den Jenfelder Standort stark gemacht. Da mochte auch die Kulturbehörde nicht nachstehen: Sie fördert den Park mit 25.000 Euro.

Bei allen gut gemeinten Absichten sind die Initiatoren des Parks der NS-Kolonialmythologie gründlich auf den Leim gegangen. Die Darstellung eines scheinbar einträchtigen Nebeneinanders weißer und schwarzer Soldaten auf dem Askari-Denkmal war seinerzeit in bewusst harmonisierender Absicht gewählt worden. Sie sollte die Legende von der bedingungslosen „Treue der Askaris“ zu ihren deutschen Herren pflegen.

Auf der Strecke bleibt dabei, dass das Verhältnis zwischen Schwarz und Weiß in den Kolonien in erster Linie ein Herrschaftsverhältnis war. Zudem soll die Wiederaufstellung an einem Ort erfolgen, der bis vor kurzem eine Pilgerstätte der Ewiggestrigen war. Denn bis in die 90er Jahre hinein trafen sich die Traditionsverbände der Afrikakämpfer beider Weltkriege im Offzierskasino der Lettow-Vorbeck-Kaserne. Der „Traditionsverband ehemaliger Schutz- und Überseetruppen‘‘ hat bereits seine Unterstützung für die Aufstellung des Denkmals angeboten. Voraussetzung sei aber „der sichere Schutz vor Vandalismus durch einen stabilen Zaun“.

Podiumsdiskussion zum Thema „Erinnerungskultur und Kolonialismus in Hamburg“, heute, 15.30 Uhr, Uni Hamburg, Phil-Turm, Hörsaal D