Angst vor Seuche

Seehundsterben in Dänemark sorgt auch für Beunruhigung im Nationalpark Wattemeer

Trotz der Ausbreitung des Seehundsterbens im dänischen Kattegat gibt es nach Erkenntnissen des Nationalparkamtes Wattenmeer keinen Hinweis auf eine Seuche an der deutschen Nordseeküste. „Bislang haben wir keine toten Tiere gemeldet bekommen“, sagte gestern Hendrik Brunckhorst in Tönning. Zuvor war aus Dänemark eine weitere Ausbreitung des Seehundsterbens gemeldet worden. 50 Kadaver sind schon angepült worden. Nach ersten Gewebeuntersuchungen wurde von Tiermedizinern bereits als sicher bezeichnet, dass das Massensterben durch denselben Virus verursacht worden ist, dem 1988 fast die Hälfte des gesamten Seehundbestandes zum Opfer gefallen war. Ähnliches sei jederzeit wieder möglich, sagte der Biologe und Leiter des Nationalparks, Bernd Scherer. „Seuchenzüge in der Natur kommen immer wieder vor.“ Entscheidend für deren Verlauf sei der Gesundheitszustand der betroffenen Tierpopulation. Der Organismus der Seehunde sei nach wie vor von Schadstoffen wie etwa Schwermetallen belastet. Scherer plädiert dennoch für Zurückhaltung. Bereits mehrfach in den vergangenen Jahren hätten sich ähnliche Seuchenwarnungen als Irrtum erwiesen. Regelmäßige Gesundheitschecks der Tiere in Schleswig-Holstein wiesen darauf hin, dass die Zahl der Antikörper gegen das Staupevirus kontinuierlich sinke. „Das ist normal, wenn die Krankheit über einen längeren Zeitraum nicht auftritt“, sagt Scherer. Wenn sich nun bestätigen sollte, dass das Staupevirus verantwortlich sei für den Tod der dänischen Seehunde, würden auch in Schleswig-Holstein umgehend Vorkehrungen getroffen. Zwar sei es dann „nicht zwingend, aber sehr wahrscheinlich, dass die Seuche zu uns ins Wattenmeer schwappt“. Zunächst könnten die Behörden nicht mehr tun, als für funktionierende Meldeketten zu sorgen. LNO