Biogetreide mit Pflanzengift

Behörden ermitteln, wie oft und warum Bioprodukte mit verbotenen Rückständen in den Handel gelangten

BERLIN taz ■ Diesmal erwischt es die Ökobranche. Ein verbotener Unkrautvernichter namens Nitrofen ist in Biogetreide gefunden worden. Laut dem Landwirtschaftsministerium Niedersachsen wurden 100 Tonnen Weizen, angeblich von einer Ex-LPG aus Brandenburg, an eine Futtermittelfirma in Oldenburg geliefert. Dort wurden die Biokörner weiterverarbeitet, vor allem zu Geflügelfutter. Obwohl ein Labor die Rückstände angeblich schon im März erkannte, gelangte die Charge Futtermittel an die Bauern. „Sehr wahrscheinlich sind 100 Ökobetriebe betroffen“, so das Landesministerium. Fleisch und Eier der mit Nitrofen-verseuchtem Futter versorgten Tiere seien wohl bereits beim Verbraucher angelangt. Die Staatsanwaltschaft sei eingeschaltet, mehrere Bundesländer ermitteln.

Gerald Herrmann, Geschäftsführer des Ökoverbandes Naturland – der Verband zertifiziert die betroffene Futtermittelfabrik –, sagte gestern sogar, dass dies bereits der zweite Nitrofen-Fall in jüngster Zeit ist. Es handle sich bei dem Ende letzter Woche bekannt gewordenen Fall nicht um Weizen, sondern um das Hybridgetreide Triticale. Schon vorher habe ein großer Babynahrungshersteller jedoch bei Weizen eine Belastung festgestellt – aber so rechtzeitig, dass kein Produkt in den Handel gelangt sei.

Nordrhein-Westfalens Landwirtschaftsministerin Bärbel Höhn (Grüne) nannte den Skandal einen „harten Schlag“ für den Ökolandbau. RENI

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