Ex-Internet-Größe vor Gericht

Kim „Kimble“ Schmitz wegen Insiderhandels angeklagt. Party für 3,5 Millionen Mark

MÜNCHEN taz ■ Auch im Gerichtssaal gab sich der schillerndste Mann des Internetbusiness, Kim Schmitz, gestern als Spaßvogel. An einem Halsband trug der 28-jährige gebürtige Kieler die Monopolykarte „Du kommst aus dem Gefängnis frei“. Seit Januar sitzt er in München-Stadelheim ein. Nun entscheidet das Amtsgericht über eine Anklage wegen verbotenen Insiderhandels an der Börse.

Schmitz, einst Hackerlegende und dann Erfinder von Internet-Schutzprogrammen, fürchtete sogar um sein Leben. „Ob ich von einem Gläubiger erschossen werde oder ins Gefängnis gehe, war mir egal“, so Schmitz im Münchner Strafjustizzentrum, das in der Nymphenburger Straße nur ein paar Häuser neben seiner Firma Kimvestor AG liegt. Die Gläubiger seien so wütend gewesen, dass sie seinen Geschäftspartner „fast zu Tode geschlagen“ und ihm „einen Finger gebrochen“ hätten.

„King Kimble the First“, wie sich Schmitz auf seiner viel besuchten Website www.kimble.org auch nennt, plädierte in seiner Erklärung zum Prozessauftakt auf unschuldig. Den Vorwurf des Insiderhandels kenne er nur aus Hollywoodfilmen. Auch sein Anwalt verteidigte ihn nach dem Muster: Weil seinem Mandanten das Unrechtsbewusstsein für sein Tun gefehlt habe, könne er nur freigesprochen werden.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 150-Kilo-Mann vor, den Aktienkurs von Letsbuyit.com manipuliert zu haben. Er habe im Januar 2001 angekündigt, das Unternehmen mit 50 Millionen Euro zu sanieren, obwohl es dann leer ausging. Vor seiner Ankündigung habe er mit seinem Insiderwissen für 375.000 Euro Aktien gekauft und sie nach der Wertsteigerung von 140 Prozent sofort wieder mit einem Gewinn von 1,2 Millionen Euro verkauft. Nach dem Aktiengewinn verprasste Schmitz für eine Feier während des Formel-1-Grand-Prix in Monaco vor einem Jahr gleich 3,5 Millionen Mark. Von einem Freund aus dem Rotlichtmilieu habe er für die Party extra noch 300.000 Euro geliehen und für eine Woche eine Yacht und Helikopter gechartert. Mit 15 gemieteten Ferraris hätten sie sich von München nach Monaco aufgemacht.

Auf seiner Fanclub-Website www.kim-schmitz.de gibt es im Diskussionsforum bereits höhnische Kritik an ihm. Wie dieser Kommentar von „Dimi“: „Ich finde, solche Typen gehören hinter die Gitter, aber nicht im Knast, sondern im Zoo.“ OLIVER HINZ