Kunst kommt nicht von Sparen …

… sonst hieße sie Spunst. Die drei kleinen Kunsthochschulen müssen trotzdem sparen. Doch aus den „ausgequetschten Zitronen“ ist nicht mehr herauszuholen. Nun prüft eine Kommission. KHB Weißensee demonstriert mit Tag der offenen Tür

von JAN ROSENKRANZ

„Kunst ist die Kunst – zu leben.“ Das wusste schon der Dichter Rilke. Das wissen wohl auch die drei „kleinen“ Berliner Kunsthochschulen. Denn mit den neuen Sparvorgaben sei das Ende der Fahnenstange erreicht, meint der Rektor der Kunsthochschule Weißensee (KHB), Rainer W. Ernst: „Wenn sich die Stadt die Einrichtungen nicht mehr leisten kann oder will, dann muss der Senat das auch deutlich sagen.“ Man dürfe jedoch nicht so tun, als wäre in den vergangenen sieben Jahren nichts geschehen. Die Etats der Kunsthochschulen seien „ausgepresst wie Zitronen“.

Die KHB, die Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ und die Musikhochschule „Hanns Eisler“ müssten in diesem und im nächsten Jahr insgesamt 2,2 Millionen Euro einsparen. 15 Professorenstellen wurden bereits gestrichen. Zwar sollen FU, TU und HU einen Teil des Geldes als Solidaropfer beisteuern, es bleibe aber fraglich, ob deren Gremien zustimmen werden, so Rektor Ernst.

Über allem schwebt einmal mehr ein inzwischen beliebtes Instrument: die Kommission. Noch gibt es sie nicht, aber bis spätestens Ende 2003 soll sie im Auftrag des Senats weitere Sparpotenziale aufspüren und prüfen, ob die Kunsthochschulen nicht vielleicht unter dem Dach der großen Universität der Künste (UdK) angesiedelt werden könnten. Für alle Beteiligten das Worst-Case-Szenario.

Rainer W. Ernst glaubt, dass die Kommission nur begrenzte Optionen habe: die Schließung einer Schule zugunsten der anderen beiden oder eine schrittweise Privatisierung. Gegen Zusammenarbeit haben die drei Kleinen nichts: Gemeinsam wollen sich ihre Studierenden nun gegen die Sparpläne wehren. Die UdK habe deutlich gezeigt, „je mehr man zusammenlegt, desto ineffizienter werden die Kurse und auch die Verwaltung“, meint Gudrun Donath, Studierendenvertreterin an der KHB. Dort ist im ersten Jahr ein gemeinsames Grundstudium für alle, egal welcher Fachrichtung, obligatorisch. Nur dadurch könne man in den höheren Semstern interdisziplinär arbeiten, so Dontah. In größeren Hochschulen wie der UdK ginge das nicht.

Mathias Krüger, Studentenvertreter der Hanns-Eisler-Schule, beklagt, dass die Kommission nur „dem Kind, was schon in den Brunnen gefallen ist, hinterherschauen könne“. Wenn die Musikhochschule zuvor bereits über 400.000 Euro sparen solle, brauche man nicht mehr über Strukturen reden. Bereits jetzt hätten einige teils prominente Lehrer angekündigt, wegen der steten Ungewissheit nicht länger bleiben zu wollen. Wie so oft beklagen auch die Schulen die mangelnde Gesprächsbereitschaft des Senats. „Wir wissen, wir müssen protestieren, aber wir wissen noch nicht, wogegen“, beklagt Valentin Stroh, Studierendenvertreter der Ernst-Busch-Schule. „Wir müssen stärker an die Öffentlichkeit treten, um zu zeigen, was wir machen“, fordert der KHB-Rektor. Deshalb lädt die Kunsthochschule Weißensee für das Wochenende in die Bühringstraße zum Tag der offenen Tür – vorverlegt aus Anlass der geplanten Kürzungen, wie es in der Einladung heißt. Offenbar befürchtet man tatsächlich das baldige Ende.