Kämpfe in Madagaskar

Neu gewählte Regierung Ravalomanana versucht, abtrünnige Landesteile zu erobern

BERLIN taz ■ Madagaskar wird zum Bürgerkriegsland. Die Regierung von Präsident Marc Ravalomanana hat begonnen, militärische Gewalt gegen die Anhänger seines Vorgängers Didier Ratsiraka einzusetzen, die vier der sechs Provinzen des Landes kontrollieren und von der Zentralregierung abgespalten haben, weil sie Ravalomananas Sieg über Ratsiraka bei den Wahlen vom Dezember 2001 bis heute nicht anerkennen. Heftige Kämpfe tobten gestern um den Flughafen der Stadt Sambava im Nordosten des Landes, eine Hochburg Ratsirakas. Aus der Luft gelandete Regierungstruppen hatten den Flughafen am Sonntag besetzt, wobei es bis zu drei Tote gab.

Am Freitag war die Regierungsarmee mit dem Versuch gescheitert, die Hauptstadt von Madagaskars Nordwestprovinz Mahajanga zu erobern. Ratsirakas Soldaten nahmen auf dem Flughafen von Mahajanga ein Luftlandekommando der Regierungstruppen gefangen. Präsident Ravalomanana hatte offenbar damit gerechnet, dass sich die einfachen Soldaten des Flughafens bei der Ankunft des Kommandos gegen ihre Ratsiraka-treuen Kommandanten erheben. Dies geschah aber nicht. Bereits vor zehn Tagen scheiterte ein Versuch der Regierung, die Hafenstadt Morondava im Südwesten des Landes unter ihre Kontrolle zu nehmen, um dort die Landung eines Öltankers aus Südafrika zu ermöglichen.

Die von der Regierung kontrollierte Hauptstadt Madagaskars, Antananarivo, liegt im zentralen Hochland des Inselstaates und wird von Ratsirakas Soldaten seit drei Monaten per Blockade der Überlandstraßen wirtschaftlich stranguliert. Vorletzte Woche hatte die Regierung angekündigt, die Blockaden zu beenden und die Kontrolle über das Staatsgebiet zurückzugewinnen.

Je länger die Krise auf Madagaskar andauert, desto größer wird das Risiko eines Zusammenbruchs der Wirtschaft. Madagaskar ist bereits eines der ärmsten Länder der Welt, und die UNO prognostiziert für dieses Jahr ein Schrumpfen der Wirtschaft um fast zehn Prozent. Der Export ist laut Weltbank bereits um die Hälfte gesunken, die Steuereinnahmen um 80 Prozent, während die Preise für Gegenstände des Grundbedarfs in den Städten um 50 Prozent gestiegen seien. D.J.