Problem Leiche

Die Hamburger Autorin Carmen Korn läßt eigentlich nur ungern Tote in ihren Krimis auftauchen

Carmen Korn hat Schwierigkeiten damit, Leichen zu produzieren. „In meinem ersten Roman ‚Thea und Nat‘ wollte ich Nat eigentlich sterben lassen, aber dann hat er irgendwie doch überlebt“, erzählt sie. Trotzdem hat sich die Autorin seit einigen Jahren auf Kriminalgeschichten spezialisiert. Ihren neuesten Krimi „Schlafende Ratten“, der dieser Tage erschienen ist, stellte sie am Dienstag in der Stadtbibliothek Neustadt vor.

„Schlafende Ratten“ erzählt von zwei Menschen, die ihre Vergangenheit nicht loslässt. Der Hamburger Fotoladenbesitzer Thies wird gequält von den Erinnerungen an die Bombennacht, in der sein Bruder im Luftschutzkeller zu Tode kam. Nur wenige Häuser entfernt sinnt Heike auf Rache an ihrem Vater, dem sie die Schuld am Tod ihrer Mutter gibt. Als zwei Männer den Fotoladen betreten, verbinden sich die Geschichten von Thies und Heike. Und eine Leiche gibt es am Ende natürlich auch.

Carmen Korn wurde 1952 in Düsseldorf geboren, wuchs in Köln auf, ging freiwillig nach München, mag Bremen und schreibt Hamburger Krimis. Gleich für ihre erste Geschichte „Der Tod in Harvesterhude“ bekam sie den Krimipreis „Marlowe“.

Zum Krimischreiben kam die gelernte Journalistin, die unter anderem beim Magazin „Stern“ arbeitete, weil sich ihr Gewissen meldete: „Ich habe damals viele Portraits geschrieben und immer mehr gedacht, ich tue hier etwas, was ich nicht darf“. Die Wahrheit über Menschen in kurzen Gesprächen herauszufinden, erschien ihr als Anmaßung. Lieber wollte sie sich die Menschen selber erfinden: „Frei nach dem Satz von Michael Ende: Die einzige Wahrheit, die man ohne schlechtes Gewissen verbreiten kann, ist die, die man selbst erfunden hat“.

Carmen Korn schätzt die Solidarität zwischen den Hamburger Krimiautoren, die sich regelmäßig zum Stammtisch treffen und nie Ideen klauen. So etwas habe sie im Journalismus selten erlebt. „Vielleicht ist alles so harmonisch, weil wir unseren kriminellen Energien in unseren Geschichten Luft machen.“

KATJA PLÜMÄKERS