Geteilte Meinungen

Zentralrat der Muslime will sich „nicht instrumentalisieren lassen“. Türkische Gemeinde klar gegen Möllemann

GÖTTINGEN taz/dpa ■ Nadeem Elyas, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime, fühlt sich missverstanden. „Muslimische Verbände in Deutschland stellen sich gegen Möllemann“, hatte die Financial Times Deutschland (FTD) am Dienstag einen Artikel überschrieben. Diese Darstellung widerspreche seiner Haltung, sagte Elyas gestern der taz: „Der Zentralrat der Muslime will sich nicht instrumentalisieren lassen“, betonte Elyas. „Wenn ein Journalist versucht, meine Worte für seine eigenen Ziele zu missbrauchen, dann distanziere ich mich davon.“ Zum Streit zwischen FDP-Vize Jürgen Möllemann und dem Zentralrat der Juden sagte Elyas: „Niemand kann von uns erwarten, dass wir die Situation noch anheizen, indem wir einseitig Partei nehmen.“

Anders als Elyas bezog der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland (TGB), Hakki Keskin, klar Stellung und erklärte sich mit dem Zentralrat der Juden solidarisch. Keskin schloss sich gestern der Forderung nach einer Entschuldigung Möllemanns beim Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden, Michel Friedman, an. Möllemanns Äußerung, Friedman sei für den Antisemitismus in Deutschland mitverantwortlich, sei nicht akzeptabel, sagte Keskin.

Elyas dagen will neutral bleiben. Schon am Dienstagabend hatte er in einem offenen Brief an die FTD, den Zentralrat der Juden und die FDP seine Position deutlich gemacht: „Mit Bedauern muss ich feststellen, dass in diesen Meldungen Zitate von mir aus einem langen Interview missbraucht und in einem irreführenden Kontext instrumentalisiert wurden“, heißt es in dem Brief. Er habe sich weder von Möllemann noch vom nordrhein-westfälischen Landtagsabgeordneten Jamal Karsli distanziert, betonte Elyas. Vielmehr habe er es in dem betreffenden Interview vermieden, die laufende Debatte zu kommentieren: „Ich teilte der FTD in meinem Interview mit, dass alle Beteiligten verbale Fehler, Übertreibungen und emotionale Reaktionen gezeigt haben, die wir nicht noch verstärken wollen.“

Gegenüber der taz betonte Elyas gestern allerdings ausdrücklich: „Wenn ich mich nicht von Jürgen Möllemann distanziere, dann heißt das nicht, dass ich seine Position teile.“

YASSIN MUSHARBASH