Obacht: Tanzlehrer!

Vom Bäumchen-Wechseln zur Katastrophe: „Gefährliche Liebschaften“ als Ballett am Stadttheater Bremerhaven

In Choderlos de Laclos Roman „Gefährliche Liebschaften sind es die Worte in den Briefen, die die Handlung voran bringen. Jörg Mannes Bremerhavener Ballett-Adaption des Romans liefert Worte nur ganz am Anfang, als Videobild. Ansonsten hat er den Stoff übersetzt in Körper, in die Sprache der Bewegungen und der Blicke. Es ist ein ewiges Spiel des Begehrens, Eroberns und Verführens – vor dem Hintergrund eines barocken Gartens mit Raumteilern, die mal als Spiegelwand, mal als Lichtsäule eingesetzt werden.

In diesen Spiegel blicken die

Marquise Merteuil (Monica Caturegli) und ihr Partner Valmont (Mathias Brühlmann), wenn es längst zu spät ist. Sie sind die Protagonisten des Intrigenreigens, der als Bäumchen-Wechsle-Dich-Spiel beginnt und in einer Katastrophe endet.

Was im Roman – über die Briefe der Beteiligten – komplex erzählt wird, ist in der ersten Hälfte des zweiaktigen Balletts zunächst schwer zu entschlüsseln. Es dauert eine Zeit, bis sich die Figuren der Erzählung (von Susanne Sommer dezent im Stil der Zeit kostümiert) so abheben, dass die Geschichte klar wird. Also: Valmont soll die unschuldige Cecile (Mariana Joly) verführen. Die wird aus dem Kloster entlassen, und schon beginnt ein zartes Liebeswerben, allerdings zwischen ihr und ihrem Tanzlehrer Danceny (Gregory LeBlanc). LeBlanc tanzt auf Knien an die Angebetete heran und Mariane Joly verkörpert die naive Unschuld umwerfend souverän. Wenig später erliegt sie dann auch dem Spiel des drängenden Verführers Valmont.

Zur Hochform läuft das Ballett nach der Pause auf: Das höfische Liebesgeplänkel verwandelt sich zum Drama, das Geschehen verdichtet sich, die Gefühle brechen immer klarer heraus. Musik und Farben werden dunkler, der schöne Klang einer Händel-Arie zielt auf den Tod, und im Duell zwischen den beiden Männern Valmont und Danceny erreicht das Ballett seinen Höhepunkt: ein heftiger Degenkampf, streng choreografiert. Am Ende Standing Ovations für Jörg Mannes und seine Truppe.

Hans Happel

Letzte (!) Vorstellung: 20. Juni