: ein spiel trotzt den widrigkeiten der welt: magnum fotografiert fußball
Das Zitat von Jean-Paul Sartre, das die Bildstrecke des kompakten Fotobandes „Magnum Fußball“ (Phaidon Verlag, Berlin 2002, 24,95 €) einleitet, hat echte Kalauerqualität. Hier spricht nicht nur der Philosoph, hier spricht der Fußballphilosoph: „Fußball wird durch die Anwesenheit einer gegnerischen Mannschaft erst kompliziert.“ Und Fußball, so möchte man weiterkalauern, schaut durch die Anwesenheit von René Burri, Henri Cartier-Bresson, Susan Meiselas oder Martin Parr erst richtig gut aus – um nur ein paar der Fotografen zu nennen, die der berühmten Agentur Magnum angehören und damit in diesem Band vertreten sind. Sie machen die schönste Nebensache der Welt allerdings auch nicht weiter kompliziert. Im Gegenteil erklären ihre
Bilder, was die weltweite Faszination an diesem Spiel ausmacht, gerade weil Fußball in ihrer Arbeit tatsächlich nur eine Nebensache ist. Denn eigentlich geht es Thomas Dworzak (unser Bild) um den Bürgerkrieg in Afghanistan. Doch wenn die Nordallianz erfolgreich war, dann spielen die Dorfbewohner zu Feier des Sieges Fußball – weil es ihnen nach dem Abzug der Taliban wieder erlaubt ist. Wie kein anderes Spiel, so scheint es bei Magnum, trotzt Fußball den Widrigkeiten der Welt. Ob vor den Panzern der US-Army in Grenada gespielt wird oder in der trostlosen Kulisse einer südamerikanischen Minenstadt. Das ist kein schlechter Grund, ihm alle vier Jahre ein großes globales Fest zu widmen – und dazu ein kleines feines Fotobuch. Wbg
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