Landwirtschaft zum Anfassen

Die „Brandenburger Landpartie“ will informieren und unterhalten. Das Event der märkischen Landwirtschaft soll nicht zuletzt auch Berliner ins Umland locken. Ein knappes Drittel der beteiligten Höfe wirtschaftet nach biologischen Maßstäben

Die Potenziale der ökologischen Landwirtschaft sind noch nicht ausgereizt

von TILMAN VON ROHDEN

Manchmal passt es eben. Gerade hat das Land Brandenburg den Nitrofenskandal glimpflich überstanden (ein Betrieb in Stegelitz erwies sich nach Tagen des Bangens und der Unsicherheit am Ende als unschuldig), da startet die „Brandenburger Landpartie“ – ein auf Information und Unterhaltung ausgelegtes Event der märkischen Landwirtschaft. „Die Landpartie wird helfen, im Zuge des Nitrofenskandals verlorenes Vertrauen wieder herzustellen. Denn auf den beiden Veranstaltungstagen bieten wir eine Fülle an Informationen über Landbau und Viehwirtschaft, landwirtschaftliche Produktionsmethoden, Produktionssicherheit und Veredlung“, sagt Joachim Fiebelkorn, Geschäftsführer des Vereins Landurlaub in Brandenburg. Er gehört zum Kreis der Organisatoren, der vom Ministerium für Landwirtschaft, Umweltschutz und Raumordnung angeführt wird. Weitere Unterstützer sind unter anderem der Brandenburger Landfrauenverband, Pro Agro, der Landesbauernverband Brandenburg sowie der Deutsche Bauernverlag Berlin.

Die Brandenburger Landpartie findet in diesem Jahr zum achten Mal statt – und zwar an diesem Wochenende. Rund 200 Betriebe aus 157 Orten beteiligen sich in diesem Jahr an der Veranstaltung. Darüber hinaus gibt es 20 Dorffeste.

„Mit unserem Engagement wollen wir dazu beitragen, Leben und Arbeit in der Landwirtschaft und im ländlichen Raum vorzustellen“, sagt Andreas Schmidt vom gleichnamigen Ökohof in Altwriezen (Landkreis Märkisch-Oderland). Er bietet Besuchern wie jedes Jahr einen Einblick in die Schweinezucht. „So kann ich zeigen, wie Ökohöfe wirklich arbeiten und nicht wie es in der Presse dargestellt wird, denn da gibt es Unterschiede“, sagt er. Nachbarn, ein Keramik- und ein Kräutergartenmeister, haben sich ihm angeschlossen, um für ein buntes Programm, das Grillen und das Kosten von Apfelwein einschließt, zu sorgen.

Im unweit entfernten Leuenburg machen Ralf und Susanne Behring mit. Auch sie beteiligen sich an beiden Tagen, was nicht selbstverständlich ist. Ausflügler sollten sich also in jedem Falle vorher informieren. Auf ihrem Biolandhof weiht das Bauernpaar im Rahmen eines Feldrundgangs in die Geheimnisse des ökologischen Landbau ein. Ein Kinderprogramm, eine Wanderung mit der Naturwacht, Bob-Dylan-Songs am Lagerfeuer, Kanufahren und anderes mehr erwarten die Besucher zusätzlich.

Den Beteiligten sei es wichtig, den Dialog zwischen Produzenten und Konsumenten zu intensivieren, sagt Fiebelkorn. Das Wochenende fördere darüber hinaus das Zusammenwachsen der benachbarten Länder, deren Vereinigung immer noch auf der politischen Agenda stehe.

Begleitet wird das bunte Programm von mehreren „Biotouren“. Diese Ausflüge mit dem Fahrrad starten teilweise in Berlin. „Um die Wurst“ startet am Sonntag um 9 Uhr am Alexanderplatz gegenüber dem Forum-Hotel und führt zur Biofleischerei Feindura, zur Bioland Ranch Zempow nördlich von Rheinsberg und in den Naturpark Stechlin, wo eine Führung zur Mutterkuhhaltung und Bullenmast stattfindet. Die Tour „Von Korn zu Korn“ führt in eine Biobäckerei, in den Schaugarten des Vereins zur Erhaltung und Rekultivierung von Nutzpflanzen in Greiffenberg (Uckermark) und endet nach weiteren Stationen in Brandenburgs kleinster Brauerei in Golzow (Schorfheide). Die Preise sowie weitere Angebote mit Rad oder Reisebus stehen im Internet.

Brandenburg ist neben Mecklenburg-Vorpommern Spitzenreiter in der ökologischen Agrarwirtschaft. Mittlerweile werden rund 100.000 Hektar von circa 550 Betrieben im Ökolandbau bewirtschaftet. Die Bedeutung der ökologischen Landwirtschaft für das Land Brandenburg spiegelt sich auch bei der Landpartie wider: Ein knappes Drittel der beteiligten Höfe wirtschaftet nach den von der Europäischen Union erarbeiteten biologischen Maßstäben. Für Brandenburg ist der bisher erzielte Erfolg allerdings erst die halbe Strecke zum angestrebten Bioanteil in Höhe von 20 Prozent, was einer Anbaufläche von rund 270.000 Hektar entspricht. Der Weg dorthin ist subventioniert nicht gerade billig. Im Jahr 2000 flossen in Brandenburg insgesamt rund 1,2 Milliarden Mark in die Landwirtschaft und die Entwicklung ländlicher Räume. Davon wurden 15,7 Millionen Mark in die ökologische Landwirtschaft investiert, weitere neun Millionen Mark wurden für bodenschonende Bewirtschaftungsmaßnahmen ausgegeben. Für Investitionen in umweltschonende und umweltgerechte Verfahren in der Tierproduktion wurden 22,7 Millionen Mark eingesetzt.

„Die Potenziale der ökologischen Landwirtschaft sind noch nicht ausgereizt“, kommentiert Landwirtschaftsminister Wolfgang Birthler (SPD). Letztlich müsse sich die ökologische Agrarwirtschaft für den Landwirt rechnen. „Nur eine subventionsgestützte Ausdehnung des Ökolandbaus reicht nicht aus“, so Birthler.

Die 20-Prozent-Marke sei eine Zielvorgabe der Brandenburger Landesregierung, dabei könne es nicht darum gehen, den Ökoanteil künstlich auf unbezahlbare Dimensionen hochzuschrauben. Eine Ausdehnung sei nur möglich, wenn die Nachfrage nach Bioprodukten weiter ansteige. Eine Teilnahme von Produzenten an der Landpartie sei deshalb „Ehrensache“.

Weitere Informationen unter www.landurlaub-brandenburg.de