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Das große Abenteuer ist vorüber

Japan scheidet nach dem 0:1 gegen die abwehrstarken Türken im WM-Achtelfinale aus, hat seine Mission aber erfüllt

MIYAGI dpa ■ Nach der 0:1-Niederlage gegen die Türkei trägt ganz Japan Trauer. Kaum war der Abpfiff ertönt, herrschte im „Miyagi Stadium“ urplötzlich Stille. Mit gesenkten Köpfen schlichen die noch Minuten zuvor stürmisch angefeuerten Spieler in die Kabine, während Fans auf der Tribüne bittere Tränen vergossen. Nur Trainer Philippe Troussier ließ sich den Ärger über den verpassten Einzug ins Viertelfinale nicht anmerken: „Das große Abenteuer ist vorüber. Aber wir haben der Welt gezeigt, dass wir mithalten können.“

Erst nach Minuten der Besinnung dämmerte es auch den Spielern, dass sie ihre Mission ungeachtet der Niederlage erfüllt haben. „Fußball ist bei uns viel populärer geworden, als wir jemals erwartet hätten“, erinnerte Verteidiger Ryuzo Morioka an den überraschenden Gruppensieg und das riesige Medienecho der vergangenen Tage. Die Sorge, wonach sich das WM-Aus des Gastgebers negativ auf die Stimmung bei den restlichen Turnier-Spielen auswirken könnte, wollte auch Mittelfeldspieler Kazuyuki Toda nicht teilen: „Keine Sorge – die Japaner haben diesen Sport lieben gelernt.“

Nach dem frühen Treffer des Türken Ümit Davala erspielten sich die Gastgeber deutliche Feldvorteile, ließen aber in der Offensive Kreativität und Durchschlagskraft vermissen. Dank einer starken Abwehrleistung überstanden die Türken die Angriffe der Japaner und feierten am Ende mit ihren rund 2.000 Fans ausgelassen den Erfolg. „In Europa war unser Image bereits gut. Jetzt haben wir uns auch in der ganzen Welt einen guten Ruf erarbeitet“, meinte der überglückliche Trainer Senol Günes, dessen Team am Samstag in Osaka gegen Senegal weiter für Furore sorgen will.

Die noch nach den mäßigen Gruppenspielen von der heimischen Presse verspottete Mannschaft qualifizierte sich erstmals für ein WM-Viertelfinale. Wie sehr das Selbstvertrauen in den letzten Tagen gewachsen ist, brachte Abwehrspieler Hakan Ünsal zum Ausdruck: „Wir haben ein großartiges Kollektiv, keiner denkt nur an sich. Jetzt hoffe ich auf das Finale.“

Japan: Narazaki - Matsuda, Miyamoto, Koji Nakata - Myojin, Toda, Hidetoshi Nakata, Inamoto (46. Ichikawa - 86. Morishima), Ono - Nishizawa, Alex (46. Suzuki) Türkei: Rüstü - Fatih Akyel, Bülent Korkmaz, Alpay, Ünsal - Ümit Davala (74. Nihat), Tugay, Bastürk (90. Mansiz), Ergün - Sükür, Sas (85. Tayfur) Schiedsrichter: Collina (Italien)Zuschauer: 45.666Tor: 0:1 Ümit Davala (12.)

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