: Unerwünschte Segregation
betr.: Pisa-Studie
Nachdem die Pisa-Studie zum ersten Mal bekannt geworden war, fanden die Konservativen scheinheilig ihre Sündenböcke: die Migrantenkinder. Wenn sie uns jetzt weismachen wollen, Bayern und Baden-Württemberg hätten die besseren Schulsysteme, muss dies konsequenterweise daran liegen, dass sie weniger Migrantenkinder in diesen Bundesländern haben.
Ich kann den in letzter Zeit umherlaufenden Schwarzweiß-Statistiken eine weitere hinzufügen. Schulabgänger ohne Schulabschluss: Nordrhein-Westfalen: 6,1 %, Baden-Württemberg: 8.0 %, Bayern: 9.0 %. Stand: 2000; Quelle: Statistisches Bundesamt (auch in: Informationsdienst des Instituts der deutschen Wirtschaft, 11.04.2002, S. 1)
Diese Statistik bewertend kann man sagen, dass die Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg kein solidarisches, sondern ein selektives Schulsystem haben. Wenn sie die Schülerinnen und Schüler, die, aus welchem Grunde auch immer, die erwünschte Leistung nicht erbringen, durch den Rost fallen lassen, können sie ein höheres Bildungsniveau „in der Schule“ theoretisch nachweisen. Diese Segregation ist nicht die erwünschte Zukunft des Schulsystems in der Bundesrepublik Deutschland.
MEMET KILIC, Vorsitzender des Bundesausländerbeirats
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