Bismarck-Cup geht nach Eimsbüttel

Beim Fußball-Turnier um den August-Postler-Pokal werden Rumkugeln verschenkt, und zärtliche Cousinen hauchen ein Danke. Außerdem ist es ein bisschen wie WM: Auch hier müssen die Argentinier vorzeitig ihre Sachen packen

von MARCELLUS GAU

Argentinien fliegt schon in der Vorrunde raus, und die Statuten hemmen den Turnierbetrieb. Nichts Neues in diesen Tagen. Dass aber die Statuten vom Bezirksamt diktiert werden und nicht von der FIFA und dass ein Holländer im Finale zwei Buden macht, zeigt, dass hier nicht vom der WM die Rede sein kann. Bei der gestrigen 25. Auflage des Fußballturniers für Freizeitteams in Eimsbüttel spielten 25 Hobbyfußballmannschaften an zwei Standorten auf insgesamt vier Plätzen den August-Postler-Pokal aus.

Neun Uhr, Vorrunde: Im ersten Spiel der Gruppe V stehen sich der FC Rumkugel und die Zärtlichen Cousinen gegenüber. Kurz vor dem Anstoß überreicht FC Rumkugel ein kleines Geschenk: Rumkugeln. Die Cousinen zeigen sich gerührt und hauchen ein zärtliches Danke.

Der Austausch von Geschenken und Fairness-Gesten symbolisiert den Geist solcher Freizeitturniere. Die Spieler sind Frauen und Männer aus mehr als 20 Nationen und allen sozialen Milieus. Wenn das Spiel aber angepfiffen ist, fallen die sozialen und kulturellen Schranken. Man spricht Esperanto. Es geht um Fußball. Ob Akademiker oder Asylbewerber, „wenn es um den Ball geht, und irgendetwas scheiße läuft, dann wird auch „Scheiße“ über den Platz gebrüllt und nicht etwa „Kot“ oder “Exkrement“, sagt eine der Cousinen.

Die Zärtlichen Cousinen gewinnen das Spiel und werden Gruppenerste. Im Viertelfinale dann aber das Aus: Nachdem es nach der regulären Spielzeit immer noch 0:0 steht, zeigen die Kicker von SF Valerij Lobanowski im Elfmeterschießen die besseren Nerven und lassen die Cousinen von St. Pauli in Schönheit sterben. SF Valerij Lobanowski, die mit der Wahl ihres Namens dem verstorbenen russischen Nationalmannschaftstrainer ihre Ehrerbietung erweisen, haben in der Vorrunde das argentinische Team Tango Trash ausgeschaltet. Die Argentinier mussten die Koffer packen. Tränen auf den Straßen von Buenos Aires.

Im Halbfinale besiegen die Lobanowskis das Team Über-Ich mit 1:0. Im Finale gegen Vollmond Altona macht der Holländer Koos Oosterloo das Spiel seines Lebens. Oosterloo schießt zwei Tore und rettet die Ehre der daheim gebliebenen Oranjes. SF Valerij Lobanowski gewinnt mit 3:0 und holt sich damit den von FSK gestifteten August-Postler-Pokal. Der von der PDS gestiftete Hans-Hubert-Vogts-Wanderpokal für das schlechteste Abschneiden geht hingegen an Roter Stern Harburg. Bei der Preisverleihung versicherte Roter Stern Harburg, man werde sich auch 2003 alle Mühe geben, den Pokal zu verteidigen.

Ein Preis Honoris Causa gebührt in diesem Jahr der Turnierleitung, die sich beharrlich mit dem Regelwerk der zuständigen Behörde auseinander gesetzt hat. Mitorganisator Georg Wißmeier beklagt sich über „ein Bezirksamt, das uns ständig Steine in den Weg gelegt hat“. Gut zwei Monate haben die Vorbereitungen gedauert, zwei Monate, in denen die Bürokratie ständig auf Abseits gespielt hat. Renate Möller von der Turnierleitung erklärt die Spielregeln: „Die Plätze bekommst du nur, wenn die Vereinssaison beendet ist, die Sommerferien noch nicht begonnen haben und wenn der Platzwart nicht gerade im Urlaub ist.“

Hamburg hat keine wilde Liga. Angesichts der Bürokratie kein Wunder. Wer mit den Ämtern immerfort klein-klein spielen muss, verliert die Lust am Spielaufbau. Vielleicht findet sich für das kommende Jahr noch ein Sponsor für den Otto-von-Bismarck-Pokal. Der geht dann an das bürokratischste Bezirksamt.