Biolandbau wächst

Binnen zwei Jahren ist die Zahl der deutschen Ökobetriebe um ein Fünftel gewachsen

BERLIN taz/afp ■ Es ist zwar noch nicht bekannt, welchen Schaden Nitrofen dem Ökolandbau zusetzt. Die gestern vom Statistischen Bundesamt vorgestellten Zahlen belegen aber: Der Ökolandbau entwickelt sich prächtig. Die Zahl der ökologisch wirtschaftenden Betriebe stieg danach von 1999 bis 2001 um knapp 20 Prozent. Insgesamt gab es am Jahresende in der Bundesrepublik 448.936 landwirtschaftliche Betriebe, 11.500 oder 2,6 Prozent davon sind Biobauern.

Interessanterweise suchen in den neuen Bundesländern wesentlich mehr Landwirte im Ökogeschäft ihre Nische. Mit 4,6 Prozent war der Anteil der Ökobetriebe im vergangenen Jahr fast doppelt so hoch wie in Westdeutschland (2,4 Prozent). Insgesamt werden deutschlandweit über 600.000 Hektar ökologisch bewirtschaftet, wobei die Ostbetriebe, statistisch gesehen, fast sechsmal so viel Fläche bearbeiten wie die Westbetriebe – ein Produkt der Krise in der ostdeutschen Landwirtschaft nach der Wende. In Zahlen: Ein Ostbetrieb ist durchschnittlich 186 Hektar groß, der Ökohof im Westen im Durchschnitt 33,5 Hektar.

Glaubt man den Anbauverbänden, werden die Ökobauern jetzt auch einen starken Branchenverband im Rücken haben. Am Donnerstag treffen sich in Berlin Vertreter der Anbauverbände, der Verarbeitung und des Handels, um den „Bund der Ökologischen Lebensmittelwirtschaft“ (BÖLW) aus der Taufe zu heben. Dieser soll die gescheiterte „Arbeitsgemeinschaft ökologischer Landbau“ (Agöl) ablösen, in der Händler und Verarbeiter nicht vertreten waren. Der BÖLW soll die komplette Produktions- und Verteilungskette abdecken, sodass alle leichter erfahren können, wenn es Probleme gibt. Grundsätzlich könnte das auch die Information der Öffentlichkeit verbessern.

Wie wichtig das ist, zeigen neue Giftmeldungen. Diesmal hat das Verbrauchermagazin Öko-Test in konventionellem und Bioputenfleisch Rückstände von Antibiotika festgestellt. 13 von 21 Proben eingefrorener Puten enthielten demnach Tetrazykline, Rückstände, die sich in Knochen ablagern. Kleiner Trost für die Verbraucher: In keiner Probe fanden die Tester Nitrofen.

NICK REIMER