Sprachkurse reduziert

Das neue Zuwanderungsgesetz erschwert die Integration von Russlanddeutschen

„Die Sprache, dass ist das offensichtliche Problem bei der Arbeit mit Aussiedlern“, sagt Wolfgang Bautz. Der Chef der Brandenburger Initiative Ekis („Entwicklung kommunaler Integrationsstrukturen“) hat beobachtet, dass „bei den Ankömmlingen der letzten Jahre die Bindung zur deutschen Kultur und damit auch der Sprache immer loser geworden ist“.

Mit Deutschkursen wird versucht, den zusehends versiegenden Strom von Spätaussiedlern eine Grundlage für das Leben in der Bundesrepublik anzubieten. 900 Unterrichtsstunden umfasste das Programm bisher – zu wenig, um sich solide Deutschkenntnisse anzueignen, fanden viele Kritiker. Doch durch das neue Zuwanderungsgesetz wird der Umfang der Kurse noch weiter verringert, auf gerade mal 600 Stunden. Ekis, eine Initiative der Arbeiterwohlfahrt, berät Kommunen in integrationspolitischen Fragen. Die Kürzung der Sprachkurse schätzt Bautz als „sicherlich nicht erleichternd für die Eingliederung in die deutsche Gesellschaft“ ein. Ohnehin stehe es schlecht um die Integration von Aussiedlern, die Brandenburg zugeteilt werden: Kaum einer lässt sich nieder, die meisten ziehen wegen der besseren Lage auf dem Arbeitsmarkt so bald wie möglich in die alten Bundesländer. Rassistisch motivierte Übergriffe auf Aussiedler tun ihr Übriges, um Russlanddeutsche aus Brandenburg fernzuhalten. Seit 1991 wurden rund 46.000 Deutschstämmige in Brandenburg aufgenommen, im Schnitt bleibt nur ein Drittel.

„Es gibt zwar eine Vielzahl integrativer Projekte“, berichtet Wolfgang Bautz, „doch die Qualität lässt oft zu wünschen übrig. Integration braucht Zeit, doch die einzelnen Maßnahmen sind fast immer nur für ein oder zwei Jahre finanziert.“ Meist würde zudem versucht, etwas für Aussiedler zu machen statt mit Aussiedlern. Ein Beispiel für russlanddeutsches Leben in Brandenburg ist Flugplatz. 600 Menschen leben dort, die meisten in „sozial schwachen Verhältnissen“, die Hälfte sind Aussiedler. Der eigentümliche Name des Örtchens bei Jüterbog geht auf seine Geschichte als NS-Flugschule und Luftstützpunkt der Roten Armee in der DDR zurück. Ein Gemeinschaftswerk, bestehend aus Vertretern von Kirchen und Kommune, ist Träger der Sozialarbeit. „Es sieht trostlos hier aus“, meint James Schellenberg, der kanadische Pfarrer. Die ehrgeizig angefangene Konversion der Militärgebäude droht zu scheitern. Der Großinvestor aus Hannover hat vor drei Jahren Insolvenz angemeldet, und seitdem bewegt sich nichts mehr.

Pfarrer Schellenberg ist Mitglied der pazifistischen Freikirche der Mennoniten, wie etwa 5 bis 10 Prozent der Aussiedler auch. Er findet, es sei in Deutschland schwieriger, Einwanderer zu sein, als in seiner kanadischen Heimat. „Es ist, besonders natürlich in unserem abgelegenen Dorf, verlockend, sich an die Landsleute zu halten. Aber so lernt man natürlich nicht Deutsch. Da braucht es Eigeninitiative.“ CHRISTOPH SCHULZE