: preis der nationalgalerie lässt kranken mann genesen
Schön, wenn man ganz unverhofft die wahren Freunde unter seinen Freunden entdeckt. Wie es den Freunden der Nationalgalerie in Berlin dieser Tage passierte: Die VW Art Foundation gehört nämlich zu diesem Kreis, bezahlt seit Jahren still den bescheidenen Förderbeitrag und macht weiters kein Aufheben. Das ließ sich ändern, berichtete sichtlich erfreut Peter Raue, Vorsitzender der Freunde am Mittwochabend, als im Garten des Hamburger Bahnhofs die Bekanntgabe des Preises der Nationalgalerie für junge Kunst gefeiert wurde. Jetzt sponsert VW den Preis, der bei seiner zweiten Vergabe aus einem Barscheck über 25.000 € und einem Ankaufsetat der Nationalgalerie von weiteren 25.000 € besteht. Nach Raues Ansprache, einem leckeren Büfett und den ebenso leckeren Audio-Ballerinen, nach Peter-Klaus Schuster, der als Direktor der Nationalgalerie den festlichen Garten, in dem sich äußerst angenehm feiern ließ, gleich zum „Ehrenhof“ erklärte, öffnete schließlich Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin den notorischen Umschlag. Die Jury aus Angela Schneider, stellvertretende Direktorin der Nationalgalerie, Joachim Jäger, Kurator am Hamburger Bahnhof, und der Münchner Sammlerin Ingvild Goetz – von Nida-Rümelin „Jeannie“ genannt – musste zwischen Tacita Deans gründurchblitztem 16-mm-Sonnenuntergang, Maria Eichhorns Konzept-Kino mit Kurzfilmprogramm, Daniel Richters großformatigen Gemälden und dem Krankenbett von Michael Elmgreen & Ingar Dragset entscheiden. Und sie würdigte das seit 1995 bestehende Duo Elmgreen & Dragset. Die 1961 in Dänemark und 1969 in Norwegen geborenen Künstler, so die Begründung der Jury, hätten sich in ihrer stringenten Installation am intensivsten mit dem Ort Hamburger Bahnhof in der Invalidenstraße vis-à-vis der Charité auseinander gesetzt. Da passt es, dass die seit 1999 in Berlin arbeitenden Skandinavier einen lebensecht modellierten Mann – stellvertretend für die Kunst – ins weiße Krankenbett des White Cube des Museums legen. Nun ist er in der Krankenstation des Hamburger Bahnhofs durch eine kluge Infusion mit Scheck und Ankauf genesen. Sein Leiden hat in der alltagsnahen Installation auch einen unmittelbaren, unkomplizierten Charme, der auch bei früheren Arbeiten des Duos auffällt. Etwa den Jeans, die beim Ausziehen zu Boden fallen und schon längst als Skulptur in der Wohnung des Sammlers Paul Maenz liegen. Wbg
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