Das Straßenbild

Heute: Mit der EKD zum Erdbeerkuchenenessen ins Jenseits

„Was ist Glück?“, fragt die Evangelische Kirche in Deutschland und lässt uns wie bei der „Goldmillion“ nur die Wahl zwischen „A: Eine Gehaltserhöhung,“ „B: Wieder mal bei Oma Erdbeerkuchen essen“, „C: Gesundheit“ und „D: Ein Ticket für die Fußball-WM“. Die Optik geht dabei an einer Regenrinne vorbei in einen makellosen Sommerhimmel. Sommer – Erdbeerkuchen – Himmel – Oma. Alles klar, ich logge ein bei Antwort B. Das ist nicht so schnöd wie die Gehaltserhöhung, nicht so tantig wie Gesundheit und nicht so zeitgeistig wie das WM-Ticket. Erdbeerkuchen bei Oma, das ist geradezu transzendental. Erdbeerkuchen im Jenseits! Ist das Glück? Ach ja. Und was gäbe es nicht alles zu erzählen!

Nur: Welche Oma darf’s denn sein, Oma K. oder Oma M.? Das Pech mit meinen Großmüttern liegt darin, dass sie nicht so richtig miteinander harmonierten. Oma M. war die beste Oma, die ein Kind sich nur wünschen kann. Immer gab es bei ihr kalte Coca-Cola, sie konnte wunderbare Gutenachtgeschichten erfinden, spielte ohne Ermüdungserscheinungen stundenlang „Elfer raus!“, nannte Politsendungen „Quasselatütt“ und saß abends rauchend in der Dämmerung am Küchenfenster und kicherte vergnügt vor sich hin. Gegen Oma M. hatte Oma K. einen schweren Stand. Was alles in ihr steckt, konnte sie erst zeigen, als Oma M. schon im Himmel beim Erdbeerkuchen Platz genommen hatte. Da erst stellte sich heraus, dass auch die resolut wirkende Oma K. ein empfindsames und treues Herz besaß. Nur ihr sehr irdischer Erdbeerkuchen krankte daran, dass sie in den Siebzigern einen Modernisierungsschub auslebte und jeden Obstkuchen dick mit „Schlagfit“ bestrich. Aber vielleicht gibt’s das im Himmel ja auch nicht mehr. RKR