Krach um die Revierhoheit

Zwei Wirtschafts-Professoren streiten: um den Vorschlag, Bremen und das Umland zu einem größeren Städtestaat „Bremen-neu“ zu verschmelzen. Und um ihren eigenen Einflussbereich

Buten zu binnen machen – das sorgt nicht nur in den Bremer Umlandgemeinden für Aufregung. Der Vorschlag, die niedersächsischen Kommunen mit Bremen zu einem vergrößerten Stadtstaat „Bremen-neu“ zu verschmelzen, letzte Woche vom Bremer Wirtschafts-Professor Wolfram Elsner vorgestellt, schlägt auch in der Uni hohe Wellen. So greift Elsners Professoren-Kollege Rudolf Hickel seinen früheren Büro-Nachbarn jetzt sogar per Pressemitteilung an. Tenor: Elsners Vorschlag sei einseitig vorteilhaft für Bremen, daher unter keinen Umständen auch nur ansatzweise realisierbar und zudem politisch unklug.

Drei DiplomandInnen stellen in dem von Elsner herausgegebenen Band das von ihnen durchgerechnete Modell „Bremen neu“ vor. Der um sein Umland erweiterte Städtestaat, so die These, sei wirtschaftlich auf Dauer überlebensfähig und könne sogar noch Überschüsse erwirtschaften (die taz berichtete). Hickel war bei den Diplomarbeiten Zweitgutachter, hat die Autorin der umstrittenen „Simulationsrechnung für ein erweitertes Bundesland Bremen“ sogar für einen Preis vorgeschlagen. „‚Bremen-neu‘ wäre aus Bremer Sicht unbestritten die optimalste Lösung“, gibt er zu. Schlichtweg „unhaltbar“ sei aber, dass Elsner den Eindruck erwecke, die Idee ließe sich in die Tat umsetzen. „Ein Wissenschaftler muss auch überprüfen, ob seine Vorschläge wirklich realistisch sind.“

„Der muss doch zu allem was sagen“, mault Elsner und schlägt zurück: „Hickels eigene Vorschläge sind so gesehen doch zu 90 Prozent unrealistisch.“

Elsners Annahme, dass ein erweitertes Bremen nach wie vor als Stadtstaat gelte und bei der Steuerverteilung entsprechend besser berücksichtigt werde, hält Hickel für einen hehren Wunschtraum: „Da hat mein alter Kumpel keine Ahnung.“ Für die Umlandgemeinden brächte Elsners „Bremen-neu“ nämlich nur Nachteile: Schon jetzt protestierten die Rathäuser rings um Bremen.

Elsner hingegen verweist auf seine langjährigen Kontakte in der gemeinsamen Landesplanung. Dort will er sogar das Gegenteil gehört haben: „Die Umlandgemeinden wissen alle, dass sie letztlich zusammen mit Bremen den Bach runtergehen.“

Insider vermuten indes, dass neben den sachlichen Differenzen auch eigenes Reviergehabe mit für die unerwartet scharfen Äußerungen Hickels gegen seinen Kollegen verantwortlich sind. Denn Hickel ist nicht nur Uni-Prof für „Wirtschaftspolitik und Finanzwissenschaft“, sondern zugleich auch Leiter des Institutes für Arbeit und Wirtschaft. Forschungsbereich dort: Stadtstaat Bremen und Region. sim