Es tropft und rumpelt

Wenn Erwachsene mit Wasser planschen, können sie eine Menge lernen – warum der Meeresboden so riffelig ist, wie Handschmeichler entstehen oder wann Flüsse in Mäandern fließen

Zwei Frauen graben im Kiesbecken nach Halbedelsteinen: „Das fühlt sich schön an.“

Ägyptischer Sand ist rötlich, der aus Neuseeland hat viele schwarze Körnchen und ist feiner als der aus Gran Canaria. Dagegen ist Wesersand grob und hellgrau.

Wie Sand entsteht, können Hobby-Sandmänner seit gestern in der Sonderausstellung „Alles im Fluss“ im Universum erfahren. „Im Fluss“ ist dort wirklich fast alles: Es plätschert und rauscht überall: BesucherInnen können eine Welle über den Sandboden schwappen lassen. Ein typischer Riffelboden, wie man ihn am Meer zu sehen bekommt, ist das Ergebnis. Und so lernt man, dass sich der Sand durch das Hin- und Herströmen des Wassers riffelt: Im Becken schwappt die Welle von der Wand zurück, in Natura spülen die Wellen auf den Strand und laufen wieder ab – das Prinzip ist dasselbe.

Eine Frau steht an einem LKW-Reifen, der so aufgehängt ist, dass man ihn drehen kann. Im Reifen rumpeln Steine im Wasser, wenn sie die Konstruktion in Bewegung setzt. Stefan Röber vom Universum erklärt: „Wir legen spitze, scharfkantige Bruchstücke von Ytong-Steinen da rein. An denen kann man besonders gut sehen, wie sich Steine rundschleifen. Das Gleiche passiert im Flussbett.“

Im Universium ist zum Glück nichts kompliziert – Erdkitsch zum Selbstausprobieren. Das Anliegen des Jahres der Geowissenschaften scheint hier erfüllt: Wissenschaft wird verständlich. Das gefällt auch dem Schirmherrn der Ausstellung, dem Bremer Geologieprofessor Gerold Wefer, der derzeit heftigst den Wissenschaftssommer im August vorbereitet. „Wissenschaft soll nicht so etwas Abgehobenes sein. Wir bringen den BesucherInnen viel bei, aber ohne missionarischen Eifer. Sie sollen Spaß daran haben.“

Den haben sie offenkundig: In einem Wasserbecken wühlen zwei Frauen im Kies und suchen kleine bunte Halbedelsteine. „Ein oder zwei dürfen sie auch behalten“, sagt Ausstellungsmacherin Kerstin Haller.

Und als sie erzählt, dass Halbedelsteine schwerer als einfacher Kies sind, gräbt sofort eine Besucherin das Becken um, kehrt das unterste zu oberst – und ist hin und weg: „Das fühlt sich so schön an.“

Schön ist auch, dass man Wasserstrudel sehen und Dünen wachsen lassen kann. Wer eine Glasplatte unterschiedlich schräg stellt, sieht, welche Wege sich das Wasser von der Quelle ins Tal sucht: Je geringer das Gefälle, desto verschlungener die Mäander – ein Prinzip, das sowohl für die Wümme als auch für den Amazonas gilt.

So richtig matschen und planschen lässt es sich im „Erosionsbecken“: Hier können BesucherInnen selbst mit Sand und Steinen eine Landschaft bauen und beobachten, wie sie sich durch tropfendes und strömendes Wasser verändert. Was in der Ausstellung auf vielleicht drei Metern Länge passiert, spielt sich draußen am Meer auf mindestens sechzig Kilometern ab.

Ulrike Bendrat