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american pieLarry Bird will ein neues NBA-Team in Charlotte

Passion für das Exzellente

Es klingt wie ein Schildbürgerstreich, und wäre nicht Larry Bird involviert, dessen Name für eine gewisse Seriosität bürgt, dann könnte es auch gut als solcher enden. Noch hat das nach langwierigen Querelen zwischen Teambesitzern und Lokalpolitikern von Charlotte nach New Orleans umgezogene Basketball-Team der Hornets kein einziges NBA-Match in seiner neuen Heimat bestritten, da soll in Charlotte bereits eine neue Mannschaft installiert werden. Um die Gründung eines Teams in einem Markt zu ermöglichen, der kürzlich noch als ungeeignet für ein NBA-Franchise erklärt worden war, müsste die Liga auf 30 Teams aufgestockt werden.

„Ich habe das alles nicht verstanden“, sagt Larry Bird, der als Spieler mit den Boston Celtics drei NBA-Meisterschaften holte und zuletzt drei Jahre lang die Indiana Pacers coachte, zur Lage in Charlotte. „Ich bin überzeugt, dass wir die Unterstützung der Fans zurückgewinnen können.“ Bird ist Mitglied einer Gruppe um den Bostoner Geschäftsmann Steve Belkin, der einen sehr knappen Zeitplan für die Gründung des neuen Teams vorgelegt hat, um eventuellen Konkurrenten zuvorzukommen. Bis September muss eine Entscheidung fallen, schon übernächste Saison soll das Team in der Liga mitspielen. Die NBA signalisierte, dass sie die Expansion in Erwägung ziehen würde, wenn die Hauptfrage, der Bau einer neuen Arena, geklärt sei. Die Hornets spielten im veralteten Charlotte Coliseum, das vor allem wegen des Fehlens von Luxussuiten unrentabel war. Die Unfähigkeit der Hornets-Besitzer, sich mit der Stadt über eine Halle zu einigen, war der Hauptgrund für den Umzug nach Louisiana. Die Stadt ist bereit, 231 Millionen Dollar für eine Arena aufzubringen, anders als die Hornets-Besitzer will Belkins Gruppe einen beträchtlichen Teil dazugeben. Wie viel, hängt davon ab, wie hoch die NBA die Gründungsgebühr veranschlagt, die zwischen 200 und 300 Millionen Dollar liegen dürfte.

Larry Bird, der am Montag in Charlotte mit Vertretern der Stadt sprach, soll sportlicher Direktor des Teams werden, strebt große Ziele an und verspricht vollen Einsatz: „Ich weiß nicht, wie lange es dauern wird, in die Play-offs zu kommen, aber ich werde lange hier sein. Also: Schließt die Fenster und Türen.“

Die Chancen für eine erfolgreiche Mission stehen so schlecht nicht, schließlich ist North Carolina traditionell basketballverrückt. Als die Hornets 1988 gegründet wurden, war das fast 25.000 Zuschauer fassende Coliseum 364 Spiele in Folge ausverkauft, sechs Jahre lang hielt das Team mit seinen damaligen Stars Larry Johnson und Alonzo Mourning den Zuschauerrekord in der NBA, die Merchandising-Produkte verkauften sich reißend. Doch dann begannen die Besitzer, im Sinne der Profitmaximierung die beliebtesten, besten und damit teuersten Spieler abzugeben, Skandale trugen zur Entfremdung der Fans bei, die zunehmend wegblieben. So kam es zur absurden Situation, dass die letzten Play-off-Matches der Hornets im Mai vor halb leeren Rängen stattfanden, während die Stanley-Cup-Finalisten der Carolina Hurricanes die Massen anzogen. Ausgerechnet Eishockey, das bis vor einigen Jahren in North Carolina etwa so populär war wie Skispringen in Ägypten.

Larry Bird soll die Verhältnisse wieder zurechtrücken. „Er ist ein unglaublicher Gewinn“, freut sich Steve Belkin, „nicht nur weil er in der NBA war, sondern wegen seiner Passion für das Exzellente.“ MATTI LIESKE

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