Dokumentiert
: Fast Food = Vertragsbruch

Nicht übers Knie brechen!

Am Mittwoch hat Robert Bücking, Leiter des Ortsamts Mitte/Östliche Vorstadt, an den Senat und den SV Werder in einem Offenen Brief die Position der Kommunalpolitik zum geplanten Drive-In im Weserstadion formuliert. Wir dokumentieren den Brief in gekürzter Fassung:

Das Stadion befindet sich im Naherholungsrefugium der Östlichen Vorstadt. Hier sollen, nach dem geltenden Baurecht und dem Willen der BürgerInnen, die üblichen städtischen Nutzungen wie Wohnen und Gewerbe nicht etabliert werden. Die Nutzungen dieses Raumes sind unspektakulär, aber intensiv. Frische Luft schnappen, den Hund ausführen, ein bisschen Bewegung, Kaffeesieren usw. Hieraus erwächst eine tiefe Skepsis gegen eine harte geschäftliche Zurichtung der Pauliner Marsch. Trotz aller grundsätzlichen Bedenken war nach 10 Jahren Stadion-Ausbau auch dem Stadtteil klar, dass das Rad nicht zurückgedreht werden konnte. Deshalb hat der Beirat, als die Idee aufkam, an der Nordgeraden einen Mantelbau zu errichten, seine Position neu bestimmt: Das Stadion soll einen gewissen Spielraum für seine Entwicklung haben, solange Rücksicht darauf genommen wird, wo sich das Stadion befindet. Uns wurde von Herrn A. Hundsdörfer (Geschäftsführer des Projektplaners Procon, Anm. d. Red.)in Anwesenheit von Herrn Hoffmann (Geschäftsführer der Bremer Weserstadion GmbH, Anm. d. Red.)versichert, dass die Nutzungen im Mantelbau keinen nennenswerten Verkehr auslösen würden. Deshalb wurde sowohl in der Deputationsvorlage als auch im Durchführungsvertrag zum Vorhaben ausdrücklich ein weiterer Ausbau der verkehrlichen Erschließung des Stadions als nicht notwendig bezeichnet. Unter dieser Bedingung war der Beirat bereit, das Projekt mit zu tragen. Aus dem Verkehrsgutachten können wir nun lernen, dass diese Zusage nicht eingehalten werden kann. Auch ohne Mc Donalds erzeugt der Mantelbau einiges an Verkehr. (ca. 850 Ein- und Ausfahrten pro Tag). Aber erst zusammen mit Mc Donalds entsteht der Druck, auch noch die Ostrampe, also die Kreuzung an der Stader Straße samt Basisstraße, für die Erschließung des Stadions zu nutzen. (ca. 2.250 zusätzliche Ein- und Ausfahrten pro Tag). Der Gutachter bestätigt also: Das Problem ist dieser Restaurant-Typ, der gerade darauf angelegt ist, möglichst viele „Autokunden“ in kurzer Zeit zu bedienen.

Dies führt zu Konflikten mit den empfindlichen Freizeitaktivitäten in der Pauliner Marsch. Unsere Empörung speist sich aus vielen Quellen. Neben dem sachlichen Kern geht es auch um die Frage, ob die politisch Verantwortlichen ihre Versprechen halten. Hier fragt man sich: Wie weit kann man sich darauf verlassen, dass frisch ausgehandelte und verabschiedete Ortsgesetze und Verträge auch gelten, wenn es der Bremer Weserstadion GmbH nicht passt? Diese Erfahrung zerstört jede Bereitschaft, die Entwicklung des Stadions konstruktiv zu begleiten, weil der fatale Eindruck entsteht, dass die Belange des Stadtteils ohnehin keine Bedeutung haben. Nach Lage der Dinge kann der Vertrag nur eingehalten werden, wenn die BWS auf das Fast-Food-Restaurant verzichtet. In den letzten drei Jahren ist es nicht gelungen, die Nutzer für den Mantelbau zu akquirieren. Da Bremen den WM-Zuschlag nicht bekommen hat, sehen wir keinen Grund, die Sache jetzt übers Knie zu brechen.

Robert Bücking, Ortsamtsleiter