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vorlauf musik Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt

Stimmt: Nur Musik ist wie Musik. Weswegen Musik noch lange nicht einfach Musik ist, die sich dann nur in gute und schlechte scheiden lässt. So ein Missverständnis, das einem das eigentlich vorzügliche Streichquartett Kronos verleidet, wenn es die eigentlich vorzügliche „Foxy Lady“ von Hendrix zum schnurrenden Witzchen degradiert. Auch das Ensemble Zeitkratzer tritt so ans Notenpult und behauptet scheinheilig, dass sich alle Musik via Partitur vergleichen lasse. Das aber macht es mit einer gewieften Halsstarrigkeit (wie man’s vergangenes Wochenende beim „Kraft der Negation“-Kongress an der Volksbühne wieder hören konnte), dass sich zwischen einem akkurat zelebrierten Death-Metal-Stückchen, gecoverten Throbbing Gristle und dem Neue-Musik-Hardcore doch wieder Vergleichbarkeiten herausschälen. Weil Zeitkratzer präzise Vorstellungen von Sound hat und darüber vorübergehend die verschiedenen kulturellen Kontaminationen ihrer Vorlagen einfach vergisst. Ein experimentelles Vergessen. Am Samstag präsentiert Zeitkratzer einige Uraufführungen im Podewil (21 Uhr), dirigiert von Charles Wilp, der die Soundtracks der Afri-Cola-Werbung entwarf. Die Zeitkratzer-Zugabe ist dann die frühmorgendliche Konzertinstallation „fliegen ohne flügel …“, für die man um 3.30 Uhr rüber zur Museumsinsel wandert. Aber: Gute Musik ist gute Musik. Bands wie Thee Headcoats und die Milkshakes waren dabei der Meinung, dass mit dem Beat so um 1964 herum das Wesentliche gesagt war. Alles spätere: Kinkerlitzchen. Tand. Aus deren Umfeld kommen jetzt die Masonics, um zusammen mit den Bristols (hier eine kleine Erweiterung Richtung Mod) gleichfalls am Samstag im Magnet (21 Uhr) die Wahrheit zu predigen. Aus allen Zeitumständen herausgefallen und doch weiterhin mit brennender Gültigkeit.

Anregungen: vorlauf@taz.deMorgen kommt der Kinderhort

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