Der Stadtchronist

Bekannt wurde Armistead Maupin mit seinen „Stadtgeschichten“, einer täglichen Kolumne im San Francisco Chronicle, an der er ab 1976 fünfzehn Jahre lang schrieb. Wegen des großen Erfolgs wurde die Serie auch in Romanform veröffentlicht. In Deutschland sind die Kolumnen in sechs Bänden erschienen: Alle Stadtgeschichten, Rowohlt, Reinbek 1999, 24,90 Euro).

Maupin kam 1944 in Washington, D. C., zur Welt. Aufgewachsen ist er im konservativen Raleigh, Bundesstaat North Carolina. Nach seinem Abschluss an der dortigen Universität war er als Navyoffizier zunächst im Mittelmeer stationiert, bevor er Ende der Sechzigerjahre nach Vietnam versetzt wurde.

Zu Beginn seiner journalistischen Laufbahn hatte Maupin für den extremen Rechtsaußen und späteren Senator Jesse Helms gearbeitet. Als Reporter der Associated Press ging Maupin 1971 nach San Francisco, schrieb unter anderem für die New York Times und die Los Angeles Times, dann lange Jahre für den Chronicle.

Neben den im Original unter dem Titel Tales of the City erschienenen Stadtgeschichten (ins Deutsche kongenial von Heinz Vrchota übersetzt), von denen zwei Bände bereits als Mini-TV-Serie verfilmt sind, hat Maupin vier Romane geschrieben, unter anderem die 1992 veröffentlichte Biografie „Maybe the Moon“ (deutscher Titel: „Die Kleine“) über seine kleinwüchsige Freundin, die E. T.-Darstellerin Tamara De Treaux („Die Kleine“, Rowohlt TB, Reinbek 1996, 384 Seiten, 7,50 Euro).

Maupin hat sich früh im Kampf gegen Aids engagiert, gilt heute als sanfter Propagandist der schwulen Sache und als unbeirrbarer Liberaler, der sein San Francisco bevorzugt in rosaroten Tönen zeichnet. FKR