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Virtuelle Stadtmagazine sind in Bremen auf dem Vormarsch / Printmagazine in der Defensive?

Die Idee für ein virtuelles Stadtmagazin hatte Hermann-Markus Behrens vor dreieinhalb Jahren beim Frisör. Damals blätterte der heutige Chef des virtuellen Bremer Magazins „Citybeat“ durch die bremischen bunten Blätter: PRINZ, BREMER und MIX. Die kleinen Fotos der Party-Berichterstattungen, strahlende Night-queens und „VIPs“, brachten ihn auf die Idee, selbst das Nachtleben zu vermarkten.

Unter www.Citybeat.de startete er noch im selben Jahr ein Stadtmagazin im Internet. Mittlerweile gibt es Citybeat auch in Hamburg und Hannover. „Wir haben die Gewohnheiten der Nachtschwärmer grundlegend verändert“, sagt Citybeat-Mitarbeiterin Nicole Brüning.

Tatsache. Auf Schulhöfen und Campus sind die Internet-Berichte Gesprächstoff nach dem Wochenende. „Spätestens Sonntagabend hat man den Überblick über das abgelaufene Wochenende“, sagt Malte, mittlerweile Ex-Schüler aus Horn. Besonders beliebt sei die Möglichkeit, Bilder mit persönlichem Kommentar zu verschicken. „Viele verbringen Stunden bei der Suche nach bekannten Gesichtern im Partydschungel.“ Malte schätzt Internet und Print, die Hefte liest er unterwegs in Bus und Bahn. Big Brother lässt grüßen – jeder kann fotografiert werden und Lehrer können vermeintlich kranke Schüler fröhlich feiernd und erstaunlich schnell genesen auf einer Foto-Doku bewundern ...

Rund eine Million Klicks pro Monat belegen den Erfolg der virtuellen Berichterstattung.

Neben Citybeat sind mittlerweile auch die Bremer Anbieter www.n28.de und www.omega-party.de sowie die Oldenburger www.nightloop.de auf dem Markt. Sie alle kündigen Veranstaltungen und Parties an – und schicken Fotgrafen und Reporter zu den interessantesten Events.

Zu dieser Crew gehört Matthias Hornung. Fotograf aus Leidenschaft: „Diesen Job kann man nur machen, wenn er Spaß macht.“ Die Arbeitszeit liegt zwischen 21 und fünf Uhr morgens, anschließend müssen allerdings noch die Bilder bearbeitet werden. Zusammen mit einem Redakteur zieht er durch die Bremer Nächte und erzählt für Citybeat kleine und größere Geschichten – über die WiWi-Jura-Party im Modernes, den Sommernachtsball im Parkhotel oder die lange Nacht der Skater auf dem Flughafengelände.

Auch Private können ihre Bilder im Internet „uploaden“. In privaten Foto-Dokus kann auch ein Reisebericht oder die Grillparty mit den Nachbarn in die virtuelle Welt eingehen – wenn gewünscht auch mit Passwortschutz, so dass nur die, die sehen sollen, auch sehen können.

Anders als Citybeat richtet sich n28 an eine ältere Zielgruppe. Zwar gibt es auch auf n28 Berichte von Parties und Events, aber Schwerpunkt ist laut Chefredakteur Holger Buczoir ein aktuelles Nachrichten-Angebot aus der Region. 300.000 Klicks pro Monat kann die werbefinanzierte Site verbuchen.

Jens Wehrenberg von der Omega Events GbR studiert und managt. Sein Portal wächst und sucht neue Wege. Mit dem Privatradio „Wir von Hier“ und dem Fernsehsender NBCGIGA wird zusammen gearbeitet.

„Eine Konkurrenz sind die Internet-Stadtmagazine nicht“, findet Tanya Blümke vom PRINZ Bremen. Die virtuellen Stadtmagazine seien ein zusätzliches Angebot. „Sowas ist so aktuell und umfangreich im gedruckten Heft nicht darstellbar.“

Claas Rohmeyer