vorlauf
: Kalter Fisch

„Liebe auf Eis“

(So, 21.30 Uhr, 3Sat)

So sieht eine Innuit aus. Und nicht wie Julia Ormond in der schrecklichen Verfilmung von „Fräulein Smilla“. Obwohl Sabina Jung, Arktis-Ureinwohnerin, in Köln auch schon gefragt wurde, ob sie von den Philippinen kommt – der gemeine Rheinländer kann sich bei soviel Exotik leicht verschätzen.

Die 39-Jährige kam vor sieben Jahren der Liebe wegen ins Rheinland, wo es im Sommer erschreckende „30, 40 Grad“ hat, und sie sich erst mal einen schönen, großen Ventilator „von Saturn“ kaufen musste, damit sie zumindest zu Hause frieren kann. Sabina hat noch mehr Probleme im eis- und schneefeindlichen Deutschland: Der Kreislauf. Die Qual der Wahl bei den Fischangeboten. Die große Entfernung zu ihrer Heimat, die sie ihre Familie nur alle drei bis vier Jahre sehen lässt. Und, das wird in dem off-kommentarlosen, ambitionierten Film zwar nicht gesagt, steht aber deutlich im Subtext, ihr Mann, Bundeswehrmechaniker Wilfried.

Während Sabina meist in einer vermutlich irgendwie inhaltlich begründbaren, in der Ausführung aber meist nur nervigen Unschärfe verschwindet, ihren Einkaufswagen durch die Gefrierabteilungen Kölner Fischhandlungen schiebt, im Schwimmbad, ganz Innuit, am Beckenrand hockenbleibt und im Zoo die Eisbären in „ihren Gefängnissen“ besucht, gibt ihr Unsympath von Mann immer wieder zweifelhafte O-Töne: Am Anfang war alles billiger, als seine Frau noch zu ängstlich war, um auf die Straße zu gehen. Jetzt ist ihr Hobby ja shoppen. Zu teuer sei ihm auch das ewige Familiengereise. Und überhaupt, er hat sie damals eigentlich nur geheiratet, weil er findet, dass „asiatische Frauen nett aussehen“. Unterhalten konnten sie sich eh nicht.

Hin und wieder skurril-traurig, manchmal nur verschwommen wird Sabina von einer Handkamera durchs ungastliche Köln begleitet, beim Friseurgespräch belauscht („Bei uns schneiden wir uns gegenseitig die Haare.“ „Ja, die selbstständigen Eskimos.“), und wie sie dann endlich mit ihrer Tochter in die Arktis fährt und sich in zwei Wochen „wie eine Spritze“ Lebensenergie für ein paar Jahre abholt. Ein trauriger Film. Danach kommt übrigens die klassische Innuit-Doku: „Nannuk, der Eskimo“. JZ