„Hans, nimm den Brief ernst!“

Wirtschaftsprofessor Rudolf Hickel (SPD) erinnert seinen Parteigenossen Hans Eichel an Bremer Nöte und Rechte. Denn der Finanzminister will auf den Kanzlerbrief pfeifen

Gut, dass wir Rudolf Hickel haben. Der Bremer Wirtschaftsprofessor hat sich einmal mehr als unermüdlicher Vertreter hansestädtischer Interessen erwiesen.

Letzte Woche bei einem Ver.di-Kongress in Berlin saß er ganz vorne, genau gegenüber von Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD), der dort eine Rede hielt. Und doch tatsächlich erklärt haben soll, das Saarland vollbringe eine bessere Haushaltssanierung als Bremen. Weil das Saarland Schulden bezahle, anstatt zu investieren (wie Bremen), das so auf eine Stärkung der Wirtschaftskraft setzt. Das hat Hickel dem Bundesfinanzminister dann nochmal erklärt. Zwar erinnert sich Eichels Sprecher an nichts dergleichen: Sein Chef habe in keinster Weise wertend über die Haushaltspolitik beider Länder gesprochen. Doch, sagt Hickel, das habe Eichel wohl gesagt, in einer freien Rede, die er im übrigen „ganz prima“ gehalten habe. Später habe Hickel ihn dann angesprochen, „im Vorbeigehen“. Und dabei dem Bundesminister verpult, dass er auch den so genannten Kanzlerbrief – das Berliner Versprechen, Nachteile für Bremen aus der Steuerreform auszugleichen – berücksichtigen möge. „Hans, nimm‘ den Brief ernst“, habe er zu Eichel gesagt, so Hickel, wohl wissend, dass der Bundesminister sich schon zuvor zu dem Brief positioniert hatte: mit „Alles Quatsch.“ „Der Brief kommt in meiner Planung nicht vor“, habe Eichel dann auch zum Bremer Hickel gesagt. Hickel selbst hält den Brief übrigens für „völlig falsch“, für Länderbestechung um den Preis ihrer Zustimmung zur Steuerreform. Aber die Nachteile für Bremen könne man nachweisen. So war‘s auch gegenüber Hans Eichel gemeint, so Hickel: „Als Ermunterung.“ sgi