Olympia im Untergrund

Hafencity und Olympiagelände sollen mit einer U-Bahn angebunden werden. Baubehörde schätzt die Kosten auf eine halbe Milliarde Euro, die sie nicht hat und auch kaum bekommen wird. Scharfe Kritik von der GAL an diesen „Luftschlössern“

„Nicht zu finanzieren, politisch unverantwortlich und eine Gefahr für Olympia“

von SVEN-MICHAEL VEIT

Die Hafen-City und das dort geplante Olympia-Zentrum sollen mit einer U-Bahn erschlossen werden, die vom Hauptbahnhof bis nach Wilhelmsburg und Harburg führen soll. So sieht es der aktuelle Planungsstand in der Bau- und Verkehrsbehörde vor. Alternativ wird auch noch die Option einer Hängebahn zwischen Hauptbahnhof und dem neuen Stadtteil an der Elbe erwogen. Aus dem Rennen ist hingegen die von der Handelskammer favorisierte Verkehrserschließung durch den Transrapid.

Diesen Zwischenstand äußerte Verkehrssenator Mario Mettbach (Schill-Partei) gestern gegenüber NDR 90,3. Seine Behörde sah sich trotz mehrfacher Anfrage gegenüber der taz hamburg zu keiner weitergehenden Information in der Lage.

Im September will Mettbach mit einem beschlussreifen Konzept für die Untergrund-Anbindung von Hafen-City und Olympiagelände in die Haushaltsklausur des Schwarz-Schill-Senats gehen. Denn er braucht dafür Geld, und das nicht wenig. Auf „grob geschätzt bis zu 500 Millionen Euro“ beziffert Mettbach die Investitionskosten für die U-Bahntrasse. Eine Summe, die angesichts der Haushaltslage der Stadt utopisch scheint. Im höchsten Fall kann der Senat auf der Klausurtagung 940 Millionen Euro verteilen – für Investionen in der gesamten Stadt.

Allein der Wunschzettel des Verkehrssenators, auf dem auch die Überdeckelung der A7 nördlich des Elbtunnels und der Bau einer U-Bahn nach Steilshoop stehen, beläuft sich aber auf schätzungsweise 800 Millionen Euro: Kaum anzunehmen, dass seine Mit-SenatorInnen Mettbach kampflos fast den gesamten Kuchen überlassen.

„Das sind Luftschlösser“, kommentiert denn auch GAL-Fraktionsvorsitzende Krista Sager und prophezeit: „Es nützt Mettbach gar nichts, jetzt dicke zu tun.“ Finanzsenator Wolfgang Peiner (CDU) werde dem Kollegen vom Bau schon die Luft rauslassen. Und damit sei, was Sager besonders erbost, jedes sinnvolle Verkehrskonzept für Hamburg gescheitert. Es räche sich einmal mehr, dass der Rechtssenat „aus idelogischer Scheuklappensicht“ im Koalitionsvertrag die Stadtbahn beerdigt habe.

Rot-Grün hatte beabsichtigt, ein 42 Kilometer langes Grundnetz für eine Stadtbahn zu errichten und die Hafencity mit anzubinden. Dieses Konzept, das direkt nach der Bürgerschaftswahl zu einem Planfeststellungsverfahren führen sollte, hätte Hamburg inklusive Wagen und Betriebshahnhöfen „etwa eine Milliarde Mark gekostet“, erinnert sich Sager. Genausoviel, wie Mettbach jetzt für eine U-Bahnstichtrasse durch die Hafen-City nach Süderelbe veranschlagt.

Denn ein Kilometer U-Bahn, so die wissenschaftliche Faustregel, kostet etwa sechs Mal so viel wie ein Kilometer Straßenbahn. Zudem haben sich in deutschen Städten, die eine Stadtbahn neu eingeführt haben, deutliche Entlastungen der Straßen und der städtischen Kassen ergeben. So hat die Stadtbahn in Karlsruhe im Jahr 2001 gegenüber dem Vorjahr einen Passagierzuwachs um fünf Prozent und eine Einnahmesteigerung um 6,1 Prozent erreicht: „Weniger Staus auf den Straßen und ein höherer Kostendeckungsgrad im öffentlichen Nahverkehr“, resümiert Sager.

Mettbachs Pläne hingegen sorgen in beiden Fällen für das Gegenteil, vermutet die Grüne. Alles andere als eine Stadtbahn in die Hafen-City sei „nicht zu finanzieren, stadtentwicklungspolitisch unverantwortlich und“, so fügt Sager hinzu, „gefährdet Hamburgs Olympiaträume“.