auslese oder leistung?

Auszüge aus dem ersten Kanzlerduell

Schröder: Die Pisa-Studie stellt fest, dass wir zu früh selektieren – mit der Folge, dass Kinder aus bildungsfernen Schichten schwerer Zugang zu Deutschlands hohen Schulen finden.[1]Pisa besagt auch, dass wir […] die Zahlen anderer Länder bei qualifizierten Abschlüssen nicht erreichen.[2]

Stoiber: Wir bezahlen eine […] falsche, von der SPD verantwortete Bildungspolitik. Daraus muss man die Konsequenzen ziehen. Es muss wieder leistungsstärker gefördert und gefordert werden. Es muss deutlich gemacht werden, dass Schule auch Anstrengung bedeutet.

Schröder: Wir wissen, dass der Mensch nicht erst beim Abitur beginnt. Die Frage ist nur: Wer darf und wer darf nicht? Die Frage ist doch, ob die Kinder des Facharbeiters genau den gleichen Zugang zu den hohen Bildungseinrichtungen haben wie Ihre oder meine Kinder.

Stoiber: Eines möchte ich mal klarstellen: Wir haben in Bayern mehr 15-jährige Gymnasiasten als in Niedersachsen.[3]

Schröder: Sie haben aber auch mehr Bevölkerung.

Stoiber: Nein, quotenmäßig mehr. […] Wir haben weniger Abiturienten, weil viele nach der mittleren Reife ein Fachabitur machen.[4]

1. In Bayern ist bei gleicher Leistungsfähigkeit die Wahrscheinlichkeit, auf einem Gymnasium zu landen, für Akademikerkinder 6,2-mal so hoch wie für Facharbeiterkinder, in Niedersachsen 4,4, in Sachsen 2 in Baden-Württemberg 3,2. (Bundesdurchschnitt: 3,12) Die Leseleistungen zwischen Ober- und Unterschichtkindern unterscheiden sich in keinem Staat so sehr wie in Deutschland.2. In Deutschland schließen 16 % eines Jahrgangs ein Studium ab, USA 47 %, Kanada 38 %, Schweiz 24 %. (OECD-Schnitt: 23 %)3. Bayern hat 29 % Abiturienten (20 % allg., 9 % Fachhochschulreife), Niedersachsen 35 % (25, 10), NRW 44 % (29, 15), Bundesdurschnitt 36 % (27, 9).4. Bei den Pisa-Getesteten 15-Jährigen kam Bayern auf 27 % Gymnasiasten, Niedersachsen auf 25 %. Quellen: „Bild“, Pisa 2000, OECD, Klemm/Hovestadt