Schuhe statt Wrack

Fischdampfer wurde vor der belgischen Küste gehoben. Bremerhavener Schiffahrts-Museum stellt dazu aus

Zwei Jahre nach der Jahrhundertwende ist es endlich soweit: Der tonnenschwere Metallrumpf klatscht ins trübe Nordseewasser, die Dreifachexpansions-Dampfmaschine knattert und ächzt, schwarze Wolken quälen sich in den Himmel über der See. Die „Prangenhof“ nimmt langsam Fahrt auf.

Das mag unzeitgemäß klingen, aber 1902, im Jahr des Stapellaufs, war das der neueste Stand der Technik. Der Geestemünder Reeder Julius Wieting hatte den Fischdampfer für seine Flotte in Auftrag gegeben und nutzte ihn bis 1914. Dann beschlagnahmte die Marine das Schiff,und am 27. April 1916 ging es in der Schlacht beim belgischen Zeebrügge buchstäblich verloren.

Neunundneunzig Jahre nach Stapellauf hebt ein belgisches Bergungsunternehmen das Wrack eines Fischdampfers. Schiffsarchäologen verfolgen die Spur, die zur Bremerhavener Tecklenborg-Werft führt. Spezialisten des historischen Museums Bremerhaven bestätigen, dass es sich um die dort gebaute „Prangenhof“ handelt. Wer nun vermutet, in den Räumen des Museums stehe bald ein geheimnisvolles Wrack, mit Muscheln übersät und gefüllt mit dem Goldbesteck der Schiffsarbeiter, der irrt. Das Wrack ist durch die lange Ruhe auf dem Meeresgrund stark beschädigt. Also präsentiert das Museum lediglich Fotos und einige Maschinenteile, Schuhe und Flaschen. slk

Historisches Museum Bremerhaven, An der Geeste, Di – So 10 – 18 Uhr