Den Turm gerade rücken

Hamburger Senat zieht Lehren aus PISA – vor allem im Bereich der Sprachförderung. Schulsenator versichert: Auch, wer kaum Deutsch kann, wird eingeschult

55 Oberfragen und noch viel mehr Unterfragen hatten SPD-Abgeordnete zum Thema „PISA – Schlussfolgerungen für Hamburg“ an den Senat und machten daraus eine Große Anfrage. Viel Neues hat der Senat in seiner jetzt vorliegenden Antwort nicht mitzuteilen – außer im Bereich der Sprachförderung: Hier stellt Schulsenator Rudolf Lange (FDP) unter anderem erstmals klar, dass mangelhafte Deutschkenntnisse kein Grund sein werden, Kinder vom Schulbesuch zurückzustellen.

Schon im Koalitionsvertrag hat der Senat geschrieben, dass „durch geeignete Fördermaßnahmen“ die Deutschkenntnisse aller Kinder ab der 1. Klasse sichergestellt werden müssen. Auch die PISA-Studie hat gezeigt, dass in Deutschland Kinder mit Migrationshintergrund geringere Bildungschancen haben. Die Folgerung des Senates: In Hamburg sollen Kinder nichtdeutscher Muttersprache ein Jahr vor der Einschulung sprachgeprüft und gegebenenfalls in der verbleibenden Zeit gefördert werden.

Reichen die Kenntnisse dann immer noch nicht, werden sie trotzdem eingeschult – um diese Aussage hatte sich Lange bisher stets gedrückt. Jetzt ist klar, dass die Behörde in den Schulen Fördergruppen einrichten will. In denen sollen Erstklässler ohne ausreichende Deutschkenntnisse neben dem normalen Unterricht täglich ein bis zwei Stunden Förderunterricht erhalten. Außerdem sollen Grundschullehrer zweisprachig aufwachsende Kinder in Kitas zwei Stunden pro Woche in Deutsch unterrichten.

Um sprachliche Defizite überhaupt zu entdecken, entwickelt Professor Hans Reich von der Universität Koblenz-Landau zur Zeit ein Sreening-Verfahren. Damit sollen Viereinhalb bis Fünfeinhalbjährige, die eine verzögerte Sprachentwicklung oder geringe Deutschkenntnisse haben, identifiziert werden. Das Verfahren soll im kommenden Schuljahr an 25 Vorschulklassen und Kitas erprobt und 2003 in ganz Hamburg eingeführt werden. Diejenigen, die weder Vorschule noch Kita besuchen, will die Behörde mit Hilfe von Öffentlichkeitsarbeit erreichen, für sie soll es möglicherweise „Vorlaufgruppen“ geben.

Weitere Neuerung: Die Behörde erwägt eine „jahrgangsübergreifende Unterrichtsorganisation, die das Vorschuljahr sowie die Klassenstufen 1 und 2 der Grundschule umfassen“. san