Nichts zu lachen

Es bleibt ein Nachgeschmack bitterer Enttäuschung: Zelimir Zilniks „Frühe Werke“ im Metropolis

„Sieben Orgasmen in einer Nacht... Nieder mit Faschismus und Krieg... Brot und Fett... Sexuelle, kulturelle und pyrotechnische Revolution... Politische Science-Fiction... Alkohol... Sport... Der schönste weibliche Körper Serbiens in mehr als 400 Einstellungen... Serbs, you live in fire and flame, all must marvel at your name... Polizisten und Frisöre... Gebrauchsanweisung für Schusswaffen und Molotov-Cocktails... Der Staat – das ist zu ernst, um darüber zu lachen...“

Soviel zum Inhalt von Zelimir Zilniks Film Frühe Werke. (Quelle: der vom Regisseur selbst verfasste Stichwortkatalog; Reihenfolge: beliebig.) Nachdem inzwischen einigermaßen klar ist, warum der Film (ausgerechnet) 1969 den Goldenen Bären gewann, hier ein paar weitere Details. Der Film Frühe Werke (Rani radovi) von Zelimir Zilnik, ein frühes Meisterwerk des damals 27-jährigen Belgrader Regisseurs, ist eine Anspielung auf die frühen Werke zweier Gesellschaftskritiker der Neuzeit: Karl Marx (die meisten verbalen Zitaten stammen aus seinen Briefen an Ruge) und Jean-Luc Godard. Der ganze Film scheint eine Art jugoslawische Antwort auf Les carabiniers und Masculin/Feminin zu sein. Von Marx der „wissenschaftliche Kommunismus“ also, von Godard der „filmische Essayismus“.

Das Ergebnis ist eine schräge Politfarce, gepackt in stilvolle schwarz-weiße Bilder. Gedreht wurde das Ganze im Herbst 1968, zwei Monate nach der Belgrader Studentenrevolte, an der Zilnik teilnahm. Die Demos richteten sich gegen die „rote Bourgeoisie“ und setzten sich „für eine Rückkehr zu wirklich kommunistischen Prinzipien ein“. Wie diese Rückkehr in der Praxis aussah, zeigte sich dann beim sowjetischen Einmarsch ins Land des Prager Frühlings. Trotz seines plakativ-verfremdeten Charakters ist der Film also viel „menschlicher“, als er auf den ersten Blick zu sein scheint, und trägt den Nachgeschmack bitterer Enttäuschung. Das Ganze ist ein als Provokation getarntes Requiem für die Generation, die, so die Hauptfigur, die schöne Jugoslawa, „nichts zu Ende bringen konnte“. Was bleibt, sind schöne freche Bilder, ein Stück Zeitgeist und das Gefühl, dass es den Leuten richtig Spaß gemacht hat, den Film zu drehen, so wie es uns, nach 30 Jahren, Spaß macht, ihn wieder zu sehen.

Alexander Mirimov

15. 7., 21. 15 Uhr; 17.7., 19 Uhr; 19.7., 17 Uhr, Metropolis