Keine Zuwanderung ins Parlament

Für Integration sind alle Parteien. Doch die Kandidaten mit Migrationshintergrund lassen sich an einer Hand abzählen

BERLIN dpa/taz ■ Zuwanderung und Integration haben alle Parteien in ihrem Wahlprogramm – mit unterschiedlichen Akzenten. Doch nach der Listenaufstellung für die Bundestagswahl gilt quer durch alle Parteien: Nichtdeutschstämmige Kandidaten gibt es am 22. September kaum.

Als prominentester Vertreter wird wohl Cem Özdemir aus Baden-Württemberg wieder ins Parlament einziehen. Der 36-jährige Schwabe türkischer Abstammung sitzt seit 1994 im Bundestag und ist innenpolitischer Sprecher der Grünen. Bei CDU, SPD, FDP und PDS im Südwesten treten keine MigrantInnen an.

Im größten Bundesland Nordrhein-Westfalen bekam nur Lale Akgün (SPD) einen sicheren Listenplatz. Bülent Arslan (CDU) hat mit Platz 45 geringe Chancen.

In Bayern startet einzig und allein die eingebürgerte Türkin Ekin Deligöz (Grüne) auf einem passablen Listenplatz.

Gute Aussichten hat auch der niedersächsische Kandidat Sebastian Edathy (SPD). Der in Hannover geborene Sohn eines Inders und einer Deutschen sitzt bereits seit 1998 im Bundestag.

Als weiterer Kandidat mit indischen Wurzeln startet Josef Winkler (Grüne) in Rheinland-Pfalz. Der 28-Jährige hat wegen seiner indischen Mutter beide Staatsbürgerschaften – und mit Listenplatz 2 als einziger „Multikulti-Kandidat“ aus Rheinland-Pfalz gute Aussichten.

Im Saarland kandidiert nur der griechischstämmige Georgios Chatzimarkakis für die FDP.

In Berlin gehen viele Migranten ins Rennen, ihnen werden aber kaum Chancen eingeräumt. Auch aus den anderen Stadtstaaten Hamburg und Bremen werden wohl keine Kandidaten mit Migrationshintergrund den Sprung in den Bundestag schaffen. In Hessen hofft der türkischstämmige Vecih Yasaner (Grüne) auf einen sensationellen Wahlerfolg der Grünen – nur dann käme er in den Bundestag.

Gar keine nichtdeutschstämmigen Kandidaten melden die Parteien aus Schleswig-Holstein sowie den ostdeutschen Bundesländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und Sachsen-Anhalt. LKW