hormone im futter
: Panscher müssen Angst bekommen

Eineinhalb Jahren mischte ein belgischer Betrieb Antibabypillen-Hormone in einen Grundstoff für Tierfutter, Limonaden und Säfte und verkaufte den dann europaweit. Das Zeug stammte angeblich aus abgelaufenen Medikamenten und wurde so billig entsorgt. Die Firma hatte weder eine Lizenz zur Entsorgung von Hormonen noch zur Herstellung von Zuckersirup. Die Behörden bemerkten nichts. Einem Bauern allerdings fiel auf, dass seine Schweine immer weniger Ferkel warfen. Immerhin.

Kommentarvon REINER METZGER

Die vielen Verästelungen der Futter- und Lebensmittelzulieferer ziehen hemmungslose Agrarprofitgeier anscheinend an. Hier ist viel Geld zu verdienen, harte Konsequenzen sind selten zu befürchten. Diese Kriminalität kann man nicht abschaffen, aber man kann ihr das Leben erschweren. Es handelt sich schließlich nicht um Straßendealerei: Große Warenmengen werden in wohl bekannte Fabriken geliefert. Alle Stufen der Herstellung sind jederzeit zu kontrollieren. Das passiert derzeit nur mangelhaft.

Strengere und schnellere Kontrollen könnten die EU-Minister beschließen, und sie sollten das auch zügig tun. Dazu brauchen wir europaweit viele Spezialisten. Genaue Dokumente sollten jede Lieferung begleiten, alle Betriebe ohne offizielle Lizenz und Überwachung dürften nichts mehr liefern und auch nichts geliefert bekommen. Solche Vorschriften wären zwar ein dramatischer Eingrifff in die Gewerbefreiheit, aber anders scheint man der Branche ja nicht beizukommen.

Häufigere Kontrollen und all der Papierkram würden auch die Lebensmittel verteuern. Denn die höheren Kosten dafür müssten an die Verbraucher weitergereicht werden. Die Kunden zahlen allerdings bisher schon, wenn auch indirekt: Die Lebensmittel- und Tierskandale haben die EU-Regierungen viele Milliarden Euro gekostet und nebenbei die Agrarministerien von sinnvollerer Arbeit abgehalten.

All die Kontrollen helfen aber nichts, wenn die Panscher keine spürbaren Strafen erwarten. Der ertappte Inhaber der Zuckersirupfirma etwa ging schnell Pleite – das war’s dann mit Schadensersatzansprüchen. Hier sind die Rechtspolitiker gefragt, um einen Weg zu finden, an die privaten Mittel solcher Betrüger zu kommen. Das ist ähnlich wie bei Steuerhinterziehung oder Börseninsidergeschäften. Solange die Täter bei diesen Delikten selbst im seltenen Fall einer Verurteilung die erschwindelten Millionen behalten, hat die Übung wenig Wert.

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