Diskobus Für Dich Persönlich

Vier Berufsschülerinnen stellen ihr Werbekonzept für die FDP vor. Zielgruppe sind die jungen Erstwähler. Aber die alten Dauergewählten der Liberalen mäkeln rum

Was haben wir gelacht. Guido und Zlatko damals im Container ein Shakesbier schlürfend, Guido mit der magischen 18 auf den Schuhsohlen. Was haben wir geträumt: Guido oben ohne mit eintätowierter 18 sich durch die Love Parade wummernd.

Da kam die Einladung in das Thomas-Dehler-Haus, FDP-Bundesgeschäftstelle, zur Präsentation einer Werbekampagne gerade recht. Doch die Ernüchterung folgte bald: Günter Rexrodt (FDP-Präsidiumsmitglied und Beinahe-Senator) ist dabei, und Hans-Jürgen Beerfeltz, Bundesgeschäftsführer der Liberalen. Aber Spaßvogel Guido fehlt.

Vier Werbefach-Berufsschülerinnen vom Kreuzberger Oberstufenzentrum Handel 1 haben mit ihrer Kampagne für die FDP einen schulinternen Wettbewerb gewonnen, die konkurrierenden Schulteams für CDU, SPD und Grünen hinter sich gelassen. Da lacht das liberale Herz. Und die Schülerinnen lächeln verlegen. Auf der Brust tragen sie ihr Motto: „Für Dich Persönlich“. Knallgelb. Dann präsentieren sie den grundlegenden Zahlensalat über Wähler, die noch nie falsch (weil sie nicht konnten) und jetzt natürlich richtig (gelb) wählen sollen: die Erstwähler. Nur jeder zweite von ihnen geht zur Urne, 28 Prozent interessieren sich überhaupt für Politik. 38 Prozent sind in der politischen Mitte anzusiedeln – dort also, wo die FDP, „eine junge, frische Partei“, auf sie warte, so die eifrige angehende Werbefachfrau Katja Handel.

Dank Projektor konnte man dann die Werbewunder bestaunen. Zuerst die Plakatentwürfe. Ein Mädchen allein an einer Bushaltestelle. „Warum fährt kein Bus mehr, wenn ich nach der Disko nach Hause will?“, stehen ihre Gedanken daneben. Und gleich darunter: Mehr Mobilität gibt’s mit der FDP. So einfach ist Politik. Kreuzchen für FDP heißt Ja zum Disko-Bus.

Einen Videospot gab’s auch noch: Ein Mädchen zupft an einer Sonnenblume. Wählen, Nichtwählen, Wählen. Am Ende wissen ihre Rehaugen natürlich: „Ich geh wählen, kommst du mit?“ So etwas ist: Für Dich Persönlich – FDP! Weitere Vorschläge: Haare gelb-blau färben, 1.800 gelbe Luftballons steigen lassen, und ein FDP-Cocktail darf auch nicht fehlen.

Doch trotz all ihrer Kreativität wirken die vier deplatziert zwischen all den Politprofis und Marketingexperten, zumal die sowieso nichts übernehmen wollen. „Die Kampagne steht“, erklärt Rexrodt. Und Beerfeltz mäkelte gar, die Plakate seien ja dreigeteilt, das ginge doch nicht. Darauf Rexrodt: „Jetzt sagen Sie aber mal was Positives!“

Und was wollte die FDP mit diesem Nachmittag sagen? Etwa: Seht her, vier Mädels kommen ganz von sich darauf, uns anzupreisen! Vier Mädels stellvertetend für Deutschlands Jugend! Oder einfach nur: Guido fehlt. Der beginnt morgen seine Guidomobil-Tour. In Karlsruhe.

WOLF VON DEWITZ