Weltbetriebsrat für die Welt AG

Nach VW gründet auch DaimlerChrysler eine internationale Interessenvertretung

BERLIN taz ■ Ab sofort verfügen die weltweit rund 370.000 Beschäftigen von DaimlerChrysler über eine gemeinsame Interessenvertretung. Am Mittwochabend unterschrieben Konzernbetriebsratschef Erich Klemm, der Vizepräsident der US-Automobilarbeiter-Gewerkschaft UAW, Nate Gooden, und DaimlerChrysler-Vorstandschef Jürgen Schrempp die Vereinbarung zu einem World Employee Committee, dem Weltbetriebsrat.

Erster Vorsitzender des neuen Gremiums wird Klemm, sein Stellvertreter Gooden. Insgesamt hat der Weltbetriebsrat 13 Mitglieder, 6 kommen aus deutschen Werken, 3 aus den USA sowie je einer aus Kanada, Südafrika, Brasilien und Spanien.

Schon Anfang 1999, kurz nach der Fusion von Daimler-Benz und Chrysler, hatten die Belegschaftsvertreter aus Deutschland und den USA eine lockere Zusammenarbeit aufgenommen. „Die Unternehmensspitze ist von Arbeitnehmerseite nicht zu kontrollieren“, sagte Klemm damals. Man könne nur versuchen, „die Chancen, die uns das deutsche Mitbestimmungsgesetz und die deutsche Betriebsverfassung geben, mit den Arbeitnehmervertretern an anderen Standorten zu teilen“.

So weit reichen auch die Kompetenzen des neuen Weltbetriebsrates allerdings nicht. Seine wichtigste Funktion wird sein, den Austausch von Information zu gewährleisten. Das Gremium wird mindestens einmal jährlich zusammenkommen, von der Konzernleitung über deren aktuelle Pläne und die wichtigsten Zahlen informiert werden und Gelegenheit zur Beratung und für Absprachen haben.

„Das ist nicht wenig“, sagte Betriebsratssprecherin Silke Ernst der taz. „Außer bei uns hatten die Arbeitnehmervertreter bislang keinen direkten Zugriff.“ Tatsächlich gibt es gute Beispiele, was eine schnelle Absprache bedeuten kann: Während einer Delegationsreise nach Brasilien trafen deutsche Autobauer in São Bernardo auf warnstreikende Kollegen. Das dortige Management hatte 420 befristete Arbeitsplätze nicht verlängern wollen und damit gedroht, die dort gefertigten Achsen künftig aus dem DaimlerChrysler-Werk in Kassel zu beziehen. Betriebsräte aus Kassel konnten ihren Kollegen aber berichten, dass das Werk voll ausgelastet und eine Lieferung nur mit Zusatzschichten möglich sei. Sie sagten zu, solchen Schichten nicht zuzustimmen – die 420 Leute wurden weiterbeschäftigt.

Gemeinsame Arbeitskämpfe etwa für bessere Tarife dagegen sieht der Weltbetriebsrat nicht als seine Aufgabe. Ernst: „Dazu gibt es keine rechtliche Grundlage.“ Andere internationale Strukturen wie die DaimlerChryslerKoordination, in der sich kritische Beschäftigte und Belegschaftsvertreter informell verständigen, werden also nicht überflüssig. BEATE WILLMS