Terroristen kopflos

Griechische Polizei nimmt vier mutmaßliche Mitglieder des „17. November“ fest, darunter vermutlich einen Chefideologen

ATHEN taz/rtr/ap ■ Nach zwei Jahrzehnten erfolgloser Fahndung hat die griechische Polizei drei führende Köpfe der linksradikalen Untergrundorganisation „17. November“ festgenommen. Außerdem wurde einer der möglichen Ideologen und Anführer der Gruppe auf der Dodekanes-Insel Lipsi gefasst und nach Athen gebracht. Athens Polizeichef Fotis Nasiakos sagte gestern, die drei Männer hätten Geständnisse abgelegt und ihre Beteiligung an Verbrechen des „17. November“ zugegeben.

Auf die Spur der Gruppe kam die Polizei, als sich Savas Xiros, der im Krankenhaus liegt, Ende Juni bei einem fehlgeschlagenen Anschlag im Hafen von Piräus verletzte. Bei ihm war eine Waffe gefunden worden, die der „17. November“ nach Ballistiker-Erkenntnissen bei sieben Morden benutzt hatte. Zwei der Festgenommen sind Xiros’ Brüder.

Christodoulos Xiros gab laut Polizeiangaben zu, an der Ermordung zweier Polizisten, eines Verlegers, eines Industriellen, des US-Militärattachés William Nordeen am 26. Juni 1988 sowie eines weiteren amerikanischen Militärs beteiligt gewesen zu sein. Wassilios Xiros gestand mehrere Anschläge und Attentate, darunter die Ermordung des britischen Militärattachés Stephen Saunders im Juni 2000 sowie einen Anschlag auf die Residenz des deutschen Botschafters in Athen im Mai 1999.

Bei dem vierten Festgenommenen soll es sich um Alexandros Giotopoulos handeln. Nasiakos zufolge ist er möglicherweise der Gründer der Gruppe. Bewohnern von Lipsi zufolge hatte der Festgenommene die Insel seit Jahren unter anderem Namen regelmäßig besucht. Der 58-jährige Giotopoulos, 1944 in Paris geboren, ist mit einer Französin verheiratet und soll als Universitätsprofessor in Frankreich arbeiten. Für die Behörden gilt er als führender Kopf und Autor von Bekennerschreiben des „17. November“. „Seine Fingerabdrücke haben wir in einem Waffenlager der Terrororganisation in einer Wohnung in Athen gefunden“, sagte Nasiakos.

Griechenland, wo 2004 Olympische Spiele stattfinden, war wegen der 27-jährigen erfolglosen Fahndung gegen diese Terroristen scharf von den USA kritisiert worden. Bei mehreren Razzien hat die Athener Polizei nach eigenen Angaben bereits zwei Waffenlager der Organisation ausgehoben. Der „17. November“ nannte sich nach dem Datum des Studenten- und Arbeiteraufstands gegen die Militärjunta am Athener Polytechnikum im Herbst 1973. Sie ist eine der aktivsten griechischen Untergrundorganisationen und hat sich zu 23 politischen Morden bekannt – unter anderem am damaligen CIA-Chef in Athen, Richard Welch. Welch, dem von vielen Griechen Kumpanei mit der rechtsextremen Militärjunta sowie Mitschuld an der Zypern-Krise von 1974 vorgeworfen wurde, war 1975 ermordet worden.