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Die Spritze gegen Nikotinsucht

Mit einem Impfstoff wollen Pharmaforscher verhindern, dass Raucher für den Griff zur Zigarette belohnt werden

Gleich zwei Pharmaunternehmen liefern sich derzeit ein Wettrennen um den ersten Impfstoff gegen das Rauchen. Anfang Juni begann die in Rockville, im US-Bundesstaat Maryland, beheimatete Firma Nabi Biopharmaceutical die klinischen Tests am Menschen. Geprüft werden soll in dieser Phase-I-Studie erst mal die Verträglichkeit der Anti-Smoking-Vakzine. Einen kleinen Vorsprung hat hingegen das britische Unternehmen Xenova. Dort begannen schon vor zehn Monaten die ersten klinischen Tests.

Beide Impfstoffen funktionieren nach dem gleichen Wirkprinzip. Während die derzeit auf dem Mark befindlichen Entwöhnungshilfen, Nikotinpflaster oder Kaugummis, den Körper ersatzweise mit dem Sucht auslösenden Stoff versorgen, sollen die Impfstoffe verhindern, dass das Nikotin überhaupt bis an seinen Wirkort, dem Gehirn, gelangen kann.

Um das zu erreichen, haben die Forscher ein künstliches Antigen konstruiert, das unter anderem auch ein Teil des Nikotinmoleküls enthält. Wird nun dieses Antigen in den Körper injiziert, löst es eine Immunantwort aus: Das Immunsystem wird dazu angeregt Antikörper zu bilden, die an das Nikotinmolekül andocken und so verhindern, dass es aus den Blutkreislauf in das Gehirn gelangen kann.

Normalerweise erreicht das mit einer Zigarette aufgenommene Nikotin direkt über die Blutbahn und ungehindert seinen Wirkort, wo es positive Glücksgefühle auslöst. Ein Abwehrreaktion des Immunsystems erfolgt nicht. Bei den geimpften Personen werden, so hofft Robert Naso, Vizepräsident von Nabi, die Antikörper das Nikotin wie ein „Schwamm aufsaugen“. Die durch das Rauchen erzeugten positiven Gefühle blieben dann aus. Ohne diesen Belohnungseffekt gäbe es auch keinen Anlass mehr zu rauchen.

Vorab durchgeführte Tierversuche zeigten, dass bei geimpften Tieren die Nikotinkonzentration im Gehirn um bis zu 64 Prozent reduziert werden konnte. Trotz dieses Erfolgs gibt es Zweifel über die Wirksamkeit der Antirauch-Impfstoffe. Sie können schließlich auch dazu führen, dass ein Raucher einfach häufiger zur Zigarette greift, um seinen Nikotinspiegel zu erhöhen. WOLFGANG LÖHR

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