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GENUA: DIE GLOBALISIERUNGSKRITIK STECKT NICHT IN DER KRISEDurch Berlusconi hält das Bündnis

Als im Juni bloß noch 10.000 Demonstranten anlässlich des Welthungergipfels nach Rom fanden, schrieben viele Kommentatoren schon den Abgesang auf die italienische Bewegung der Globalisierungskritiker. Gespalten seien sie zwischen Katholiken einerseits, dem „konfliktorientierten und auf Großereignisse fixierten“ Flügel andererseits, erdrückt vom 11. September und an die Wand gespielt von den massiven Gewerkschaftsprotesten des Frühjahrs. Doch Genua am Samstag zeigte, dass die Nachrufe zu früh kamen. Nicht nur weil Italiens Globalisierungskritiker sich auf viele eingespielte Organisationen, von den Kommunisten über die Basisgewerkschaften bis zu den „Ungehorsamen“ der Autonomen Zentren, stützen. Sondern auch weil der im Frühjahr entstandene Pakt mit dem Traditionsgewerkschaftsbund CGIL hält.

Zwei sehr ungleiche Partner finden da zusammen – auf der einen Seite die bei der Basislinken als „Apparatschiks“ verschrienen Gewerkschafter meist reiferen Alters, auf der anderen Seite die von der CGIL jahrelang als „Chaoten“ Verdächtigten meist jüngerer Jahrgänge. Und bei aller Sorge unter den No-Globals, die CGIL mit ihrem mächtigen Apparat, mit ihren gut fünf Millionen Mitgliedern könne nun die den Protest an sich reißen – die beiden Partner kommen erstaunlich gut miteinander aus.

Das liegt zu einem gut Teil an Italiens Regierungschef Berlusconi. Der hat die CGIL aus den Sozialpaktgesprächen getrieben und für die Renaissance gewerkschaftlichen Protests gesorgt. Das liegt aber auch an Sergio Cofferati. Der Vorsitzende der CGIL hat es vermocht, die Anliegen seiner Klientel – vorneweg die Verteidigung des Kündigungsschutzes – in den Rahmen eines „globalen Kampfs für Rechte“ zu stellen. Mit seiner Rundumkritik an der neoliberalen Offensive zu Hause und anderswo brachte er im März drei Millionen auf die Straße, unter ihnen fast die ganze Front der Globalisierungskritiker. Seine Kritik hat den No-Globals das Gefühl vermittelt, Cofferati habe von ihnen gelernt. Und dieses Gefühl verstärkte sich am Samstag in Genua, als die noch vor einem Jahr abwesende Gewerkschaft massiv anrückte – ganz ohne hegemoniale Attitüde. MICHAEL BRAUN

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