Zwischen den Architekturen

Das Café Moskau ist auch eine Antwort der DDR-Moderne auf den Stalinismus

Stefan Heym war der Konflikt einen ganzen Roman wert. In „Die Architekten“ beschrieb der inzwischen verstorbene Schriftsteller die Wende vom Zuckerbäckerstil Marke Stalinallee zum funktionalen, industriell geprägten Wohnungsbau als Abkehr vom Stalinismus und seiner baulichen Doktrin der „nationalen Form“.

In Berlin hat dieser gebaute Pardigmenwechsel einen Namen: Karl-Marx-Allee, zweiter Bauabschnitt heißt jenes Areal zwischen Strausberger und Alexanderplatz, auf dem die Architekten Joseph Kaiser, Edmund Collein und Werner Dutschke ab 1959 das neue, moderne Zentrum der Hauptstadt der DDR bauten. Dass dieses neue Berlin auch ein Zentrum der Kultur und des Vergnügens sein sollte, zeigten nicht zuletzt das Kino International, die Mokka-Milch-Eisbar sowie das Café Moskau.

Um Letzteres war es nach dem Ende des Restaurantbetriebs 1994 nicht nur still geworden. Manche Kritiker fürchteten gar, dass es von der TLG als Eigentümerin auf Abriss gesetzt worden sei. Grund für solche Befürchtungen lieferte auch das 1996 vorgestellte Planwerk Innenstadt, mit dem das Wohngebiet Karl-Marx-Allee II wieder auf den Straßengrundriss der historischen Königsstadt zurückgebaut werden sollte. Davon ist nun keine Rede mehr.

Warum auch, haben doch inzwischen die Bewohner des Gebiets ihre volle Zufriedenheit zu Protokoll gegeben. Entgegen den herkömmlichen Vorstellungen vom Leben im Plattenbau gab es zwischen Strausberger Platz und Haus des Lehrers, zwischen Moll- und Alexanderstraße sogar Zuzüge. Nur eines störte die Anwohner gewaltig: das leer stehende Café Moskau.

Wenn jetzt auch noch die Schillingstraße als Binnenboulevards des Quartiers wiederbelebt würde – Stefan Heym würde sich zufrieden im Grab herumdrehen. UWE RADA