Mitten in der Szene liegen

Die Original-Büsche des vergangenen Jahres sind zwar inzwischen abgeholzt, von einer Wiederaufnahme des Stücks hielt das die Gruppe Elfen im Park nicht ab: im Wohlerspark spielen sie Shakespeares „Sommernachtstraum“

Im Sommer haben die Hamburger keine Lust auf geschlossene Räume – mag die schönste Jahreszeit noch so verregnet sein. Theatermacher müssen sich da schon etwas einfallen lassen, um Zuschauer zu locken. Die freie Theatergruppe Elfen im Park wagt in diesen Tagen mutig das wohl „unerschrockenste Outdoor-Spektakel“ dieses verregneten Sommers: Shakespeares Klassiker Ein Sommernachtstraum unter freiem Himmel im Wohlerspark.

Der ehemalige Friedhof mit seiner Happening-Atmosphäre ist einzigartig in Hamburg. „Die Gräber sind nicht so richtig heilig. Das ist mehr so ein öffentliches Wohnzimmer. Da werden Partys gefeiert, Menschen üben Kampfsport, picknicken, meditieren oder beten an Bäumen“, erzählt die Regisseurin.

Zur erfolgreichen Premiere im vergangenen Jahr drängelten sich bis zu 150 Menschen. Begeistert schauten sie zu, wie der untreue Elfengott Oberon mit seiner Gattin Titania stritt. Aus Rache beauftragt er seinen Diener Puck, sie mit einem Esel zu verkuppeln. Groß sind auch die Turbulenzen, in die zwei Liebespaare aus dem Athener Stadtleben geraten, die sich in den Elfenwald verirren. Auf dem Rasen des Wohlerspark brechen sich da aberwitzige Verwechslungen, Leidenschaften und Eifersucht Bahn.

Beliebt war die Inszenierung vor allem bei Familien mit Kindern. Viele kamen gleich mehrmals. Und das, obwohl sie stehen mussten. „Das stetige Weiterwandeln von einem Busch zum nächsten ist für Kinder besonders spannend. Bei uns dürfen sie auch mal mitten in der Szene liegen“, erklärt Sonja Vogt.

Bei soviel Zuspruch bot sich die Neuauflage in diesem Jahr an, auch wenn die Originalbüsche der Elfenkönigin Titania mittlerweile abgeholzt sind und sich die Akteure andere Sträucher suchen müssen.

So eine Freiluftinszenierung wirft ganz eigene Probleme auf. Die Frage der Beleuchtung zum Beispiel. Zu Beginn des Stückes ist es taghell, wenn es dämmert, leuchten sich die Schauspieler mit Taschenlampen ins Gesicht.

Für die Regisseurin, Jahrgang 1971 ist die Inszenierung eine echte Herausforderung. Nach dem Studium der Kulturwissenschaften in Bremen hat sie über Jahre am Jungen Theater Bremen assistiert. Der Sommernachtstraum ist ihre vierte Produktion.

Freie Gruppen haben es allerdings nicht leicht in Hamburg. „Das war in Bremen anders. Das Stadttheater unterstützt freie Gruppen auch mal mit Licht und Equipment“, erzählt Sonja Vogt. Für ihre Inszenierung hat sie mit Koautorin Saskia Junggeburth den Sommernachtstraum auf knappe anderthalb Stunden gekürzt.

Die Aufführung lebt von dem Engagement der Darsteller und von sehr viel Live-Musik. Ein Elfenchor – angetan mit langen Hemden, Flügeln und Gummistiefeln – kommentiert das Geschehen und singt auch mal Take a walk on the wild side. Die neun Schauspielerinnen und Schauspieler der Gruppe Elfen im Park finden sich auch zu anderen Aufführungen zusammen. Jüngst spielten sie auf dem Zelttheaterfestival Christopher Escherwoods Berliner Tagebuch. Am 3. August hat die wetterfeste Truppe eine Einladung mit dem Sommernachtstraum in ein Freibad in Bad Bramstedt. Dabei werden die vier Liebenden ganz sicher im Wasser landen. Im hiesigen Wohlerspark hoffentlich nicht.

Annette Stiekele

Elfen im Park spielen Ein Sommerlerspark, 25. bis 28. Juli, 1., 2., 4. August; jeweils 20.30 Uhr