Warten auf kreative Ideen

Bayerns Banken wollen Premiere retten – aber nur im Notfall einsteigen

Sie stecken ziemlich tief drin im Kirch-Desaster. Kredite in Höhe von rund 750 Millionen Euro haben Bayerische Landesbank (BayernLB) und Hypovereinsbank (HVB) allein an den Bezahlsender Premiere vergeben. Ein Engagement, dass man wohl abschreiben müsste, wenn der Abosender nicht bald auf die Beine kommt.

Darunter würde auch die CSU, die stark in den Gremien der BayernLB vertreten ist, leiden – und mit ihr Kanzlerkandidat Edmund Stoiber. Gerhard Schröder hatte Stoiber wegen der Milliardenkredite, die die halbstaatliche Bank immer wieder an die Kirch-Gruppe vergeben hatte, eine Mitschuld an der Kirch-Pleite gegeben.

Zum Glück gibt es ja Georg Kofler – der Premiere-Chef will heute auf einer Pressekonferenz bekannt geben, wie er „in nur wenigen Wochen ein neues Unternehmen mit schlanken und effizienten Strukturen gebaut“ hat. Und er will erzählen, wie sich das Geschäft in Zukunft entwickeln wird. Nach den bislang bekannt gewordenen Zahlen, die man bei Premiere allerdings nicht bestätigen mag, wäre das möglicherweise etwas zu gut um wahr zu sein. Schon Ende 2004 wolle Kofler nämlich keine Verluste mehr machen, wozu 3 Millionen Abonnenten nötig wären. Derzeit hat Premiere nach eigenen Angaben 2,4 Millionen.

Die Gläubigerbanken hoffen auf kreative Ideen. Daran, dass Torwächter Oliver Kahn, der bald für Premiere werben soll, allein die Abo-Zahlen explodieren lässt, darf man zweifeln. Dennoch: aus Bankenkreisen war wiederholt zu hören, dass Kofler mit seinen Sanierungsplänen offenbar gut voran käme.

Die Süddeutsche Zeitung berichtete gestern gar aus einem internen Rettungsplan der Investmentbank Morgan Stanley, dass HVB und BayernLB sich wohl längerfristig bei Premiere engagieren wollen. Dem Bericht nach sollen die Banken einen Teil der Kredite in Anteile an einer New Premiere GmbH umwandeln. Von einer Beteiligung in Höhe von 40 bis 50 Prozent ist die Rede. Kofler selbst solle 5 bis 10 Prozent erhalten, und der Rest gehe an weitere Investoren, die allerdings noch gefunden werden müssten. Immerhin sollen sie dem Papier zufolge einen Teil des 750-Millionen-Kredits ablösen, die Garantiezahlungen an die Fußballbundesliga übernehmen und weitere 250 Millionen Euro bereitstellen. Weder BayernLB noch HVB noch Premiere wollten sich dazu äußern. Aus Finanzkreisen hört man allerdings, dass die Banken eher kein Interesse an einem Einstieg bei Premiere hätten. Die HVB gilt zwar als risikobereiter als die BayernLB. Einen langfristigen Einstieg favorisiere aber auch sie nicht, hieß es aus dem Umfeld der Bank.

Es gilt also eher, finanzkräftigen Investoren zu finden, die gleich sämtliche Anteile an Premiere übernehmen, die derzeit bei den Banken zur Sicherung ihrer Kredite liegen. Dann müssten sie nicht nochmal 100 bis 200 Millionen bis Ende 2004 aufbringen, wie es laut SZ der Morgan-Stanley-Plan vorsieht. Von der Praxis, immer neues Geld zur Verfügung zu stellen – trotz unsicherer Aussichten auf Rückgabe – würden die Banken wohl nur allzu gern Abschied nehmen. Und sicher auch Edmund Stoiber. HEIKO DILK